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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 158
(PDF, 35 MB)
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der neuen Vorschriften - konnten in der Tat elsässische Studenten ihre französischen
Studien außerhalb der Grenzen problemlos zu Ende führen.

Nicht so problemlos hingegen war in diesen ersten Kriegs- und Nachkriegsjahren
die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern im Reichsland, besonders aber
jenseits der neuen französischen Grenze. So kam es dazu, daß A.K. (für Alfons
Kannengieser) sich gelegentlich auch noch als Schmuggler betätigte, wenn er zu
Hause war. Die Rheindörfer waren ja seit eh und je als Schlupfwinkel für die
Schmuggelei bekannt, und Vater Kannengieser kannte sich in diesem einträglichen
Geschäft sehr wohl aus. Querfeldein ging es von der nahen Schweizer Grenze
- Zöllner waren kaum vorhanden - zurück mit Zentnerlasten von Zucker, Kaffee
, Öl usw. bis zur Mühle. Man heuerte in Basel sogar einen Kahn, der unter
Aufsicht des Sohns Alfons mit 24 Zentnern Zucker geladen wurde! Als abends auf
der Heimfahrt auf der Höhe von Friedlingen plötzlich drei Kugeln über die Köpfe
der Mannschaft pfiffen und am rechten Ufer die Zöllner unmißverständliche Zeichen
gaben, blieb nichts anderes übrig, als dort am Ufer anzulegen. Der Verantwortliche
, Alfons, verbrachte die Nacht im Wachtlokal auf der Leopoldshöhe, bis
dann andern Tags Vater Kannengieser vorsprach, um den Sohn samt Zuckerladung
loszukaufen. Die Ware ging mit Pferdewagen in regelrechten Expeditionen
über die neue deutsche Westgrenze nach Frankreich; ja Alfons „lieferte" eines
Tages bis zur rund 260 km entfernten Stadt Beaune und brachte auf der Heimreise
noch einige verlorene und verlumpte Veteranen mit aus dem 70er Krieg, die bis
dahin den Heimweg ins Elsaß noch nicht gefunden hatten!

Dies alles jedoch blieb Ausnahme, einziges ernstes Bestreben war das Studium
mit der Priesterweihe als Endziel. Ab 1877 war er im Großen Priesterseminar in
Straßburg, wo er es trotz angegriffener Gesundheit 1881 bis zum Abschluß schaffte
. Unter seinen Lehrern finden wir außergewöhnliche Männer wie den aus Wikkerschweier
im Elsaß stammenden F. Komm, den späteren Bischof von Trier und
erfolgreichen Vermittler in den Wirren des Kulturkampfes.

Der Traum eines Vikariats nach der Weihe - vielleicht beim Onkel Pfarrer in
Kaisersberg - schien Wirklichkeit zu werden, doch schon Ende August dieses
Jahres kam ein völlig unerwarteter Brief aus Straßburg: Diejenigen Seminaristen,
die aus Gesundheitsgründen nicht allen Vorlesungen beigewohnt haben, werden
zu der nächsten Priesterweihe noch nicht zugelassen.

Rom

Wenn der Straßburger Brief für A.K. vorerst eine große Enttäuschung war, so
sollte er jedoch dem Lauf seines Lebens eine völlig ungeahnte, bisweilen sogar
dramatische Wendung geben.

Als vorläufiger Ersatz bot sich nämlich überraschenderweise eine Stelle als
Hauslehrer in Rom beim Grafen Blumenstiel an, einem aus Oberehnheim im
Unterelsaß stammenden Offizier, Kommandeur der damaligen päpstlichen Armee.
Ohne Zögern nahm A.K. das Angebot an, und im Oktober fuhr er bereits nach der

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