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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 160
(PDF, 35 MB)
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einige Zeit bei seinen untröstlichen Schülern und ihrem Vater, dann entschloß er
sich schweren Herzens, den italienischen Aufenthalt zu beenden, um auf dem
„Kembser Neuweg" seine Sinne und seine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen
.

Brüssel und Paris

Nach einiger Zeit führte ihn ein wohlwollender Zufall 1886 nach Belgien auf
Schloß Loupoigne bei Brüssel, wo er beim Grafen Nicolay für ein Jahr als Hauslehrer
für dessen Sohn angestellt wurde. In einer aristokratischen Atmosphäre, bei
einer vornehmen und äußerst sozial eingestellten Familie, erlebte A.K. hier - so
wird er später schreiben - wohl die schönste Zeit seines Leben. Jedenfalls war es
ein fruchtbares literarisches Jahr, schrieb er doch sein bedeutendes Werk „Papst
Leo XIII. und die Klassiker" und legte die letzte Hand an die „Briefe von Ischia".
Auch die sozialen und politischen Unruhen, die er persönlich vor den Toren des
Schlosses miterlebte, beschrieb er in den „Sozialistischen Wirren in Belgien".

Am Ende des Jahres verließ A.K. die Familie Nicolay, und das nächste Ziel war
Paris, wo seine Anstellung in der Familie Lefebure bereits perfekt war. Leon
Lefebure, ein aus Colmar stammender Parlamentarier, dessen Biographie A.K.
später schreiben wird, spielte vor und nach 1870 bedeutende politische Rollen als
Abgeordneter des Oberelsaß, dann von Paris und als Mitglied der Regierung. Ein
sehr klerikales Milieu.

Wegen seiner Schriften und Arbeiten war A.K. jetzt in den höchsten literarischen
Kreisen bekannt und erfreute sich allgemeiner Hochachtung. Durch Verbindungen
mit der damaligen deutschen Zentrumspartei und ihrem Anführer
Windthorst, durch seine genaue Kenntnis der deutschen Politik in der bewegten
Zeit des preußischen Kulturkampfes wurde er einer der vertrauenswürdigsten Zeugen
dieser Epoche. Seine Autorität in religiösen und sozialen Problemen des
Reichs fand bei der Herausgabe zweier seiner Werke: „Die deutschen Katholiken"
und „Erwachen eines Volkes" allgemein rühmende Anerkennung seitens der deutschen
Presse.

Der Vatikan äußerte seine Genugtuung durch einen persönlichen Brief des Papstes
und die Verleihung des „Monsignore" als Ehrentitel.

Weitere Werke folgten, u.a. „Ketteier und die soziale Organisation in Deutschland
", immer wieder mit dem Leitgedanken „Kirche und Sozialwesen in Deutschland
", der sich wie ein roter Faden durch sein ganzes literarisches Schaffen zog.
Zu gerne hätte er gesehen, wenn diese damalige, für ihn vorbildliche Politik auch
in Paris Anklang gefunden hätte.

Als er eines Tages über Wörishofen nach Oberammergau zu den Passionsspielen
fuhr - begleitet von seinem Kembser Freund Eugen Gage, Hauslehrer in Konstantinopel
und späterem Pfarrer von St. Louis im Oberelsaß - kam ihm der plötzliche
Einfall, eine Skizze über das Leben und Wirken des guten Pfarrers und
Wasserdoktors Kneipp zu schreiben. Das Büchlein „Ein außergewöhnlicher deut-

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