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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 162
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0164
Dank der vielseitigen Verbindungen des Bankiers in allen Kreisen des öffentlichen
Lebens fanden die zwei Pilger überall offene Türen. Andre wurde ein Freund
des Kunstmalers F. von Lenbach, und beim Geschichtshistoriker Th. Mommsen
ging er nach Belieben ein und aus.

Die Reise nach Berlin, ohne kulturellen Hintergrund allerdings, führte sie in
eine Reichstagssitzung auf Einladung eines alten Freundes, des ungestümen elsäs-
sischen Abgeordneten Abbe Wetterle, eines Meisters der Rhetorik und deswegen
„Donnerwetterle" genannt! Bei dieser Gelegenheit hatte A.K. das Vergnügen, auf
einen alten „überrheinischen" Freund zu stoßen: „Lueg denn, do esch jo d'r Isteiner
Klotz!" - ja, es war der Isteiner Abgeordnete Pfarrer Josef Schuler!

Am Ende dieser Rundreise traten Lehrer und Schüler den Heimweg an, und für
A.K. war nun endgültig Schluß mit dem Präzeptorat.

Daheim

Dem weltoffenen Müllerssohn hatten sich alle Türen in den vornehmsten Kreisen
der Pariser Gesellschaft geöffnet; dennoch, des Reisens müde, zog er zufrieden
aus dem Rausch der Stadt in die Stille des „Neuweg", um dort ein neues,
jedoch nicht minder aktives Leben zu beginnen. Er fand es an der Zeit, mit Papier
und Feder an die Arbeit zu gehen, um den seit Jahren gesammelten Rohstoff -
Kisten voller Notizen, Dokumente, Zeitungsausschnitte - in ein bleibendes Werk
zu verwandeln.

1903, also nach rund 20 Jahren Abwesenheit, kam A.K. wieder nach Hause, um
sich in der Nähe der Stichmühle endgültig niederzulassen. Alle großen Familien,
bei denen er tätig war, zollten ihm Dank und Anerkennung für die geleistete
Arbeit, und sie waren gleichzeitig auch großzügige Sponsoren!

So ließ er sich 1905 auf dem Kembser „Stich", am Rand der niederen Rheinterrasse
, seine Villa bauen - ein Prachtgebäude mit Hauskapelle und in der Mitte das
„Allerheiligste", die monumentale Bibliothek mit beidseitigen Galerien nach dem
Muster derjenigen von Fulda. Inmitten von 12.000 gebundenen Büchern und literarischen
Werken, inmitten zahlreicher Gemälde und Kunstobjekte, in dieser seiner
eigenen Welt - endlich daheim - sollte nun die Verwirklichung großer Projekte
beginnen.

Dazu gehörte auch die Gründung einer eigenen Pfarrei samt Kirche für die von
der Muttergemeinde Kembs völlig vernachlässigten und dominierten "Neuweg-
ner". Der Gemeinderat seinerseits schob das Thema immer wieder beiseite oder
auf die lange Bank, was von einem Mitglied - einem Gastwirt - wohl verständlich
ist, kehrten doch „die von da oben" nach dem sonntäglichen Kirchgang als willkommene
Gäste bei ihm ein. In seiner Verzweiflung über den allseits gezeigten
schlechten Willen ließ A.K. aus eigenen Mitteln auf eigenem Grund und Boden in
Loechle eine große Kapelle bauen, die erst 1964 durch die neue, jetzige Kirche
ersetzt wurde.

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