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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 164
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0166
sofort zwischen zwei Soldaten gestellt, ebenso erging es seiner Cousine und Sekretärin
Angelika Kielwasser sowie zwei im Hause angestellten Frauen. Bestürzt
und fassungslos konnten die vier gerade noch die allernötigsten Sachen zusammenraffen
, während die Soldaten das Haus durchsuchten; A.K. begrüßte noch
flüchtig seinen herbeigeeilten Bruder, und los ging es im offenen Pferdewagen
Richtung Rhein...

Für den Monsignore bedeutete diese Abfahrt ins Ungewisse der Beginn einer
mehr als vier Jahre dauernden Schreckenszeit...

An der Stichmühle vorbei, wo die 7. Komp. des 142. Bad. Inf. Reg. lag. und
dann über die Brücke des Hüninger Kanals, wo sie bedroht und kräftig beschimpft
wurden, ging es schnell weiter - und jetzt mit zugebundenen Augen - auf holprigem
Weg zur Fähre und über den Rhein. Um 6 Uhr waren sie endlich am Isteiner
Bahnhof.

Gegen Mitternacht fuhren sie unter guter Aufsicht mit der Bahn nach Freiburg,
wo sie ohne weitere Formalität ins Gefängnis geworfen wurden. Am Morgen bat
A.K. um einen Arzt für seine sehr kranke Cousine: „Zu dieser Zeit ist kein Arzt
hier. und... wissen Sie... es ist Krieg!". Dann bekamen sie ihre Zellen angewiesen,
A.K. in der Nummer 50 mit einer Holzpritsche, einer Decke und einem Krug
Wasser.

Am 6. August belehrte ihn die Staatsanwaltschaft über die Ursache seiner Verhaftung
: Spionage für Frankreich. Er wird beschuldigt, die Festung Istein von der
zu Spionagezwecken erbauten Villa aus beobachtet zu haben, die Nachrichten
weitergemeldet und dafür Geld empfangen zu haben. Auch seine alten Verbindungen
zu dem in die Schweiz geflüchteten Reichstagsabgeordneten Abbe Wetterle
wurden als nachteilig erwogen.

Der Oberamtsrichter seinerseits meinte, er selbst sei für diesen Fall nicht zuständig
und glaube. A.K. könne eigentlich sehr bald wieder frei sein. Dazu kam am
29. August sogar noch die Nachricht von der Nichtigkeitserklärung der Anklage
seitens des Leipziger Gerichts, worauf die Justizbehörde die Freigabe der Gefangenen
erwog. Anscheinend gute Nachrichten...

Aber das Kriegsrecht überwiegt zu dieser Zeit, und am 1. September entscheidet
die jetzt für alles zuständige Militärbehörde, daß A.K. als „politisch verdächtig"
im Gefängnis bleiben muß. Der Kommandant von Istein erklärte ihm ganz unverblümt
: „Wenn es auf mich ankäme, so kehren Sie nicht mehr ins Elsaß zurück, bis
der Krieg zu Ende ist". Auf die Bitte, wenigstens seine kranke Cousine heimbegleiten
zu dürfen, fiel aus dem Mund des Offiziers - in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit
- die erschütternde Antwort: „Sie können aus dem einfachen Grunde nicht
mehr nach Hause, weil ich Ihre Villa mit allem was darin war in die Luft habe
sprengen und die Trümmer anzünden lassen!"

Das gleiche Schicksal erlitten das Haus Angelika Kielwassers, die Schule und
einige andere Gebäulichkeiten. nachdem die Bevölkerung Hals über Kopf evakuiert
worden war. Alle Gebäude waren angeblich in der Schußlinie der Isteiner
Festung.

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