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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 170
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0172
Höhepunkte der Todtmooser Wallfahrt

Todtmoos ist eine der bedeutendsten und traditionsreichsten Wallfahrtsstätten
im südwestdeutschen Raum. Auch heutzutage wird das Gnadenbild der schmerzhaften
Mutter Gottes von zahlreichen Pilgern besucht. Zu ihnen gehören seit etwa
1410 die Einwohner der Fricktalgemeinde Hornussen. Alljährlich, am Montag und
Dienstag vor Pfingsten, marschieren die Hornusser nach Todtmoos und bewältigen
dabei eine Strecke von insgesamt 70 Kilometern. An dem von der politischen
Gemeinde organisierten Pilgerzug beteiligen sich etwa 80 bis 100 Personen.

Die Form einer Massenbewegung erreichte die Wallfahrt erst im 17. und 18.
Jahrhundert.

Im Mittelalter sah es anders aus: einerseits gab es die Fernwallfahrten, wie zum
Beispiel nach Jerusalem oder Rom. andererseits hatten die Regionalwallfahrten
eher einen privaten Charakter.

Der erste wirklich große Pilgerzug erreichte Todtmoos im Jahre 1439. Da da-
mals eine Pestepidemie wütete, ordnete der Basler Rat eine Wallfahrt an. Falls die
Angaben der „Chronik Erhards von Appenwiler 1439-1471" richtig sind, gingen
damals nach Todtmoos rund 1 000 Personen, begleitet von 22 Priestern.2)

Viel bescheidener fiel die Freiburger Wallfahrt im Pestjahr 1429 aus; die offizielle
Abordnung der Stadt zählte gerade 40 Bürger und 13 Priester.3'

Aber noch im Verlaufe des 15. Jahrhunderts hatte die Wallfahrt an Popularität
gewonnen. Dies war der Anlaß. 1471 die Todtmooser Maria-Himmelfahrtsbruderschaft
zu gründen.

Doch das Aufblühen zahlreicher Regionalwallfahrten ist auf die schrecklichste
Plage des 17. und 18. Jahrhunderts, die Kriege, zurückzuführen.

Österreich und Frankreich, jene um die Vormachtstellung in Europa rivalisierenden
Großmächte, ließen am Hochrhein ihre Truppen kämpfen, durchmarschieren
, einquartieren und versorgen. Mit den Folgen der Großmachtpolitik mußten
Menschen in unserer Region fertig werden. Armut und Krankheiten verursachten
die ungewöhnlich hohen Sterberaten.

In den knapp 200 Jahren, zwischen 1618 und 1799, hatte unsere Landschaft
unter sieben Kriegen gelitten. Dazwischen gab es Friedensperioden, aber die waren
zu kurz, um den Wiederaufbau zu vollenden. Dieses Elend brachte zwei so
gegensätzliche Erscheinungen hervor: die Verrohung der Sitten sowie eine neue
Welle der Volksfrömmigkeit. Dank der zunehmenden Religiosität ist die Wallfahrt
, auch die Todtmooser. zu einer Massenbewegung geworden.

Deutlich ausgedehnt hatten sich die Wallfahrten im Dreißigjährigen Krieg
(1618-1648). Die meisten Pilgerzüge stammten aus den Regionen Südschwarzwald
, südlicher Oberrhein, Hochrhein. Hotzenwald und Fricktal. Sie kamen in den
Monaten Mai bis September, außerordentlich beliebt waren die Tage um die
Pfingstzeit.

Im Vordergrund standen die von den politischen Gemeinden organisierten Bittgänge
, wie es die beiden Beispiele belegen: Am 4. August 1698 beschloß der Rat

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