Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 39
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0041
Christian Heinrich Zellers Erziehungsanstalt in Beuggen -
religiöse Motivation der sozialen Tätigkeit

Renate Reimann

Die 1820 in Beuggen gegründete „Armenschullehrer- und Armenkinderanstalf
wurde bis 1860 von Christian Heinrich Zeller (1779-1860) geleitet und stellte für
die damalige Notzeit eine große Hilfe zur ..Rettung" armer und verwahrloster
Kinder dar. Sie gab Anstoß zur Gründung weiterer ..Rettungsanstalten", bis 1845
entstanden 22 in Württemberg, andere in Norddeutschland. Frankreich und der
Schweiz."

Zeller hat in 40 Jahren 593 Kinder erzogen und 250 Schullehrer ausgebildet2. er
war ein guter Organisator und setzte sich voll für sein Lebenswerk ein. Zwei
seiner Söhne und danach ein Enkel wurden seine Nachfolger in Beuggen.

Daher muß man sich fragen: warum wurde die Erziehungsanstalt Beuggen nicht
so bekannt und berühmt wie z.B. Pestalozzis Institut in Yverdon ? Worauf beruhte
die Kritik ?

Man kann folgende Gründe vermuten:

- Eine evangelisch-neupietistische Anstalt war in der katholischen Gemeinde
von Karsau. die bis 1806 zu Vorderösterreich gehört hatte, ein Fremdkörper.

- Die Religion des Neupietismus hatte in der L Hälfte des 19. Jahrhunderts viele
Anhänger, verlor aber danach ihre Ausstrahlung und w urde Ende des 19. Jahrhunderts
und im 20. Jahrhundert als nicht mehr zeitgemäß empfunden.

- Die Erziehungsmethode Christian Heinrich Zellers war streng, beruhte sie
doch auf der Ansicht, der Mensch sei von Natur sündig, die Kinder bedürften der
ständigen Aufsicht. Ihre praktische Arbeit in Beuggen diente nicht nur zum Unterhalt
der Anstalt, sondern auch als Ablenkung von den „Versuchungen der Welt".

Wie kam es zur Gründung der Armenschullehrer-Anstalt in Beuggen ?

Die Situation der Zeit von 1816-20

Zur gerechten Beurteilung von Zeller muß man die Gründung der Beuggener
Anstalt im Zusammenhang mit der politischen und sozialen Situation sehen. Die
Kriege bis 1813 und die Entw icklung der Wirtschaft sowie Mißernten hatten der
Bevölkerung Not und Elend gebracht. Es gab viele verwaiste und verwahrloste
Kinder, um die sich niemand kümmerte. Und eine staatliche ..Sozialfürsorge", wie
wir heute sagen würden, war auch nicht vorhanden: sie kam in Beuggen nur von

39


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0041