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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 24
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0026
der Schweizer Grenze zu nach Lörrach zustrebte, in der Hoffnung, dort alle Freischaren
sammeln zu können. Aber sein Stab überstimmte ihn und setzte Kandern als
nächstes Ziel auf dem Weg nach Freiburg fest. So traf die mittlerweile 1000 Mann
zählende Kolonne Heckers über Steinen - Schlächtenhaus und die Scheideck am 19.
April in Kandern ein. Die Bevölkerung des Wiesentals verhielt sich zurückhaltend,
ja sogar z.T. feindlich, besonders in Schopfheim und in Kandern, wo die Freischaren
über Nacht Quartier nahmen. Auch in Lörrach lehnte es die Gemeindeverwaltung
ab, das erste Aufgebot ihrer Bürgerwehr zu Hecker nach Kandern zu entsenden.

Die Lörracher Bürgerwehr hatte damals eine Gesamtstärke von 400 Mann. Das
erste Fähnlein kommandierte der Hirschenwirt, Hauptmann Markus Pflüger. mit
Buchbindermeister Gutermann (Oberleutnant) und E. Herbster (Leutnant). Zwei
Dutzend Scharfschützen stellte die Schützengesellschaft, eine kleine Abteilung
Kavallerie rekrutierte sich aus den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung,
denn Ausrüstung und Unkosten trugen im allgemeinen die Bürgerwehrsoldaten
selbst. - Bereits 1756 wurde ein bürgerliches Infanteriekorps gegründet. Dazu kam
1794 eine Scharf Schützenkompanie. 1814 mußte die Lörracher Bürgerwehr aufgelöst
werden und erstand wieder 1822. Durch Erlaß der badischen Regierung vom
1. April 1848 wurde die Errichtung von Bürgerwehren gesetzlich verordnet. Die
Lörracher wie auch die Schopfheimer Bürgerwehr sahen sich also aufgrund ihrer
Tradition nicht an die Weisungen des "Obersten Befehlshabers der Bürgerwehren
von Baden", Friedrich Hecker, gebunden.

Die Nachricht von drei Bataillonen hessischer und badischer Infanterie, die auf
dem Weg von Freiburg nach Schliengen waren, drängte Hecker zum Handeln. Da
man die guten Quartiere in Kandern nicht preisgeben wollte, verbrachte Hecker
mit seinen Leuten die Nacht hier, um am folgenden Morgen nach Steinen zurückzukehren
. Ein Angebot Herweghs. Hecker mit einer am Rhein im Elsaß stehenden
Arbeiterkolonne zu unterstützen, schlug dieser der als Kurier erschienenen Frau
Herwegh erneut aus. Beim Aufbruch am 20. April in Richtung Steinen kam noch
ein Schreiben, daß Sigel mit seiner Kolonne in Todtnau angekommen sei. Auch
Weißhaar und Struve erwartete man nach unsicheren Berichten an diesem Tag in
Steinen. Aber jede Hilfe kam jetzt zu spät. Als Hecker eben Kandern verließ,
rückten die fürstlichen Soldaten auf der anderen Seite in das Städtchen ein.

Es kam zu der bekannten und für Hecker wie für General Gagern bezeichnenden
Unterredung auf der Brücke bei Kandern. Die Freischärler hatten jenseits der
Kander eine nicht ungünstige Stellung eingenommen. Aber niemand wollte eigentlich
den Kampf, andererseits aber auch nicht nachgeben, und so endete die
ruhige und sachliche Unterredung, bei der sich jedoch jeder von seiner Sicht im
Recht sah. mit einem merkwürdigen Kompromiß: Man trennte sich mit formvollendeter
Höflichkeit, und Freischaren wie Regierung Struppen bummelten friedlich
mit 100 Meter Abstand den Berg hinauf zur Scheideck. Hier bot sich die letzte
Gelegenheit, die Soldaten Gagerns durch ein friedliches Angebot für sich zu gewinnen
und damit den ungleichen Kampf zu vermeiden, denn von der Unzuverläs-
sigkeit der Truppe hing nun allein der Erfolg Heckers ab.

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