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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 42
(PDF, 34 MB)
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folgten, war bei der zahlenmäßigen Unterlegenheit nicht ohne Risiko. Zudem
konnte man wegen der an mehreren Stellen durch Republikaner unterbrochenen
Eisenbahnlinie nur auf badische Truppen zurückgreifen, deren teilweise Sympathie
zu den Republikanern vom April her noch bekannt war. Aber auch in Staufen
erfüllte sich die Hoffnung Struves auf einen Erfolg des Aufstandes durch überlaufende
Soldaten ebenso wenig wie bei Kandern.

Gegen halb 11 Uhr rückte die Masse der Republikaner in Staufen ein. Es war
ein bunter Haufen bärtiger Leute im blauen Überhemd mit Ledergürtel und breitkrempigem
Hut. mit Gewehren. Sensen oder nur Stöcken bewaffnet, lauter Embleme
der republikanischen Würde, gekrönt durch rote Armbinden, Schärpen oder
Fahnen, alles in allem rund 1500 Mann. Prunkstück dieses Aufzuges war Frau
Amalie Struve. die mutige und unentwegte treue Gefährtin ihres Mannes in einer
bei Blankenborn in Müllheim entwendeten vierspännigen Kutsche. Ihr würdiger
Auftritt in schwarzem Atlaskleid, weißbebändertem Strohhut und vergoldeter Lorgnette
in der weiß behandschuhten Hand stand in merkwürdigem Kontrast zu der
von Regen und Anstrengung reichlich mitgenommenen Mannschaft. Neben ihr
saß als "'Kammerjungfer" die Gürtlerstochter Rupp von Lörrach.

Sofort wurde im Rathaus das Hauptquartier eingerichtet und nun zum fünften
Male in diesen 4 Tagen feierlich die Deutsche Republik proklamiert. Struve und
Blind verkündeten ihre gewohnten Forderungen, aber die heranrückenden fürstlichen
Truppen drängten zu wichtigeren Geschäften. Löwenfels wollte es nicht auf
einen Kampf in Staufen ankommen lassen und beorderte das l. und 2. Bataillon
mit Hauptmann Pflüger ins Münstertal. wo man sich später mit Mögling und Doli
in Todtnau vereinigen wollte.

Auch das 3. Bataillon sollte Staufen schleunigst verlassen, aber viele taten sich in
Wirtshäusern und Quartieren gütlich und waren zu keinem Aufbruch zu bewegen.
Hastig wurde die Neumagenbrücke verbarrikadiert, alles verfügbare Pulver sichergestellt
und im Rathaus, wo sich Struve auf Anordnung von Löwenfels aufhielt, goß
man eifrig Kugeln. Gegen 1 Uhr mittags fielen an der Brücke die ersten Schüsse.
Dem entschlossenen Angriff des Militärs waren die unschlüssigen und schlecht
geführten Republikaner nicht gewachsen. Die meisten stoben in wilder Flucht auseinander
. Nur 150 Mann, davon 20 an der Brücke, versuchten tapfer ihren hoffnungslosen
Widerstand. Knapp 2 Stunden dauerte der Kampf zwischen Brücke und
Rathaus, von wo Struve noch verzweifelt seine Leute zum Aushalten aufforderte.
Nun war es für ihn, seine Frau und seine Freunde höchste Zeit, sich in Sicherheit zu
bringen, nachdem sie erkennen mußten, daß das Treffen für verloren galt. Von
einem Ortskundigen wurden sie aus der Stadt geführt und gelangten auf abenteuerlicher
Flucht in Bauernkleidung und völlig durchnäßt über Schönau nach Todtnau.

Wohl hatte Hauptmann Pflüger mit dem 1. und 2. Bataillon, als er die Schüsse
in Staufen vernahm, kehrt gemacht und versucht, noch in den Kampf einzugreifen,
kam aber bereits zu spät. Einige Granatschüsse genügten, um den letzten Akt
dieses Treffens bei Staufen mit der Flucht auch der letzten Freischärler und Bürgerwehren
zu besiegeln.

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