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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 88
(PDF, 34 MB)
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nahe beieinander. ..das man mit einer büchsen zu der andern schiessen mag". In
dieser Gegend werden auch verschiedene Methoden angewandt, die Süße des
Weines zu konserv ieren.

Eine Besonderheit des Elsaß ist der weitverbreitete Heiligenkult: er ist das Ziel
vieler Wallfahrten, zum hl. Theobald nach Thann, nach Rufach zum hl. Valentin,
auf die Hohenburg zur hl. Odilia, zum hl. Lazarus nach Andlau. In diesem Zusammenhang
erwähnt Münster die im Elsaß kursierende Überlieferung vom Reliquienraub
Karls IV.: Anläßlich seines Besuchs im Elsaß 1354 habe der Kaiser Schreine
und Gräber elsässischer Heiliger aufbrechen und daraus Reliquien entwenden
lassen: „Unnd also samlet er vil heylthumb im Elsasz und trug es mit imm inn
Behem (Böhmen), faszt es in silber unnd gold (526)""'.

Daß in der Ausgabe der Kosmographie von 1550 im Unterschied zur ersten
Auflage die Darstellung des Bergwerkbetriebs im elsässischen Lebertal so breit
ausgefallen ist. erklärt sich damit, daß Münster im Hinblick auf eine spätere Auflage
die Unterstützung eines Lesers angeboten wurde. Landrichter Johann Hubin-
sack ist ein gründlicher Kenner des Bergbaus. Ein umfangreiches Schreiben, das
Münster im Auszug wiedergibt, verschafft dem Leser Einblick in die Geschichte
und in die Techniken der Erzgewinnung. Die Einladung, unter Führung des Landrichters
eine Grube im Lebertal zu besuchen, gibt Münster Gelegenheit, eigene
Beobachtungen in seiner Darstellung zu verarbeiten. Im Februar 1545 wurde ihm
das ungewöhnliche Erlebnis zuteil, in etwa 80 m Tiefe (42 Klafter) eine ihm bis
jetzt verschlossene unterirdische Welt zu entdecken. Was er zu sehen bekommt,
versetzt ihn in Begeisterung: Da glitzert es von Blei. Silber und anderen Metallen,
„das es ein lust was zu sehen". Er erblickt die Knappen bei der Arbeit, wie die
einen mit Meißeln und Hämmern das zähe Metall vom Gestein lösen, andere das
abgeschlagene Erz zum nächsten Schacht tragen, wo es mittels Haspeln hochgezogen
und ans Tageslicht befördert wird. Hier sind es wieder andere Arbeitskräfte,
welche das Erz weiter verarbeiten, unedle Teile von den edlen scheiden, diese
alsdann waschen und aussortieren, eine Arbeit, die meist von Frauen verrichtet
wird. Auf dem sog. ..Bochwerk" wird nun das Erz zerstoßen und schließlich an die
einzelnen ..Gewerke" verteilt; das sind die gewerkschaftlich organisierten Teilhaber
der Bergwerke, die es hernach einschmelzen lassen. Acht über mehrere Seiten
verteilte Holzschnitte veranschaulichen diese Arbeitsvorgänge (527 und 532-535).
Nachdem im Mittelalter der Bergbau im Lebertal in hoher Blüte gestanden hat. ist
er später aus nicht näher bekannten Gründen in Abgang gekommen. Eine Neubelebung
gelang den Herren von Rappoltstein erst wieder nach dem Bauernkrieg von
1525. Dank einem Vertrag, den Wilhelm von Rappoltstein mit dem römischen
König Ferdinand über die Nutzung der Bergwerke auf der rechten Talseite abschließen
konnte, wird das Lebertal weitherum bekannt, so daß sich Kaufleute.
Adlige und Bürger aus Straßburg und andern Städten um eine Beteiligung am
dortigen Bergbau bewerben. Zur Zeit der höchsten Blüte sollen gegen achtzig
Gruben im Betrieb gewesen sein. Gewonnen wird Glaserz. Bleiglanz und Silbererz
, woraus Blei. Kupfer und Silber hergestellt werden. Münster rühmt die Quali-

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