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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 102
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0104
Außer den gewohnten Angaben über den Reichtum an Wein und Korn hebt
Münster Straßburgs besondere Eignung für den Gemüsebau hervor: in Hunderten
von Gärten gedeihen Rüben. Rettiche. Zwiebeln und Kraut in einer Fülle, die in
ganz Deutschland einzigartig ist. An Gewässern fließen der Stadt, abgesehen vom
Rhein, die aus dem Sundsau kommende III und von Westen die Breusch zu. Von
wirtschaftlicher Bedeutung ist in erster Linie die aus dem Schwarzwald kommende
Kinzig. ..dardurch alle jar gros gut von bauholtzern härzü geflötzt werden*'.

Erstmals ist Münster von einem mittelalterlichen Bauwerk beeindruckt: Der
Straßburger Münstertum ist ein Werk. ..desgleichen man nidt findt in dem gantzen
Teütschen land oder auch in beiden Welschen landern (Frankreich und Italien)":
1277 begonnen, sei der Turm innerhalb von 28 Jahren bis zum Helm aufgeführt
worden. Er ist ..von grundt auff bisz zum obersten creütz mit hübsch auszgehau-
wen und gebildeten steinen auffgefürt". Pläne und Grundsteinlegung gehen auf
Erwin von Steinbach zurück. Der Turm ist allenthalben transparent. Vier spiralförmige
Treppen führen zum Helmansatz, doppelt so viele bis zum Turmknauf. Die
geschätzte Höhe beträgt 575 Werkschuh. Rechnet man diese Maßeinheit zu 25
cm. so entspricht Münsters Angabe annähernd der wirklichen Höhe von 142 m.
Der Straßburger Turm darf wohl als achtes Weltwunder bezeichnet werden. Im
Abschnitt über das Bistum kommt Münster nochmals auf den Turmbau zurück:
Unter Bischoff Konrad von Lichtenberg seien die Bauarbeiten an Rat und Ge-

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meinde übertragen worden. Da der von Münster bewunderte Turm ein Werk Ulrich
Ensinsers ist. der mit dem Bau 1399 besonnen hat. Konrad von Lichtenberg

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jedoch genau hundert Jahre früher. 1299. gestorben ist. kann sich Münsters Aussage
nur allgemein auf das Straßburger Westwerk beziehen, zu dem Erwin von
Steinbach 1273 den Grund gelegt hat und für das seit den achtziger Jahren des 13.
Jahrhunderts in der Tat nicht mehr der Bischof und das Domkapitel, sondern Rat
und Bürgerschaft die Verantwortung trugen l0S>.

Seine politische Unabhängigkeit verdankt Straßburg dem Sieg seiner Bürger über
den Bischof im Jahr 1262. Die Schlacht bei Oberhausbergen, in der Walter von
Geroldseck. der 1260 zum Bischof erhoben worden ist. trotz seiner Verbündeten,
der Äbte von St. Gallen und Murbach sowie des Bischofs von Trier, eine empfindliche
Niederlage erleidet, ist das Ergebnis eines erbitterten Kriegs ..zwischen dem
hirten und den schäflin. in wölchem auch vi] blüts vergossen ward, vil stett verbrent
unn zu beiden Seiten grosser schad gethan". Im Abschnitt über das Bistum erfahren
wir dazu noch einise ersänzende Einzelheiten: Der Bischof habe vor Ausbruch des
Konflikts sämtliche Geistliche aus der Stadt entfernt und diese erst danach angegriffen
. An den Kämpfen habe er persönlich teilgenommen. Zwei Pferde seien unter
ihm erstochen worden; mit dem dritten habe er sich retten können. Aus Kummer
über die Bedrängnis, in die er sein Bistum gebracht, sei er bereits ein Jahr nach der
entscheidenden Niederlage gestorben ]ü6'. Anlaß zu weiteren inneren Unruhen gibt
ein großes Sterben, das 1349 die Gegend des Oberrheins und der Eidgenossenschaft
heimsucht. Es sei nicht die Pest gewesen, versichert Münster: gerade darum richtet
sich der Verdacht sesen die Juden, sie hätten die Brunnen versiftet. In Straßburs

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