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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 119
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0121
Zusammenfassung

Daß Münster die Gegend am Oberrhein als geographische, geschichtliche und
kulturelle Einheit empfunden hätte, wie wir das heute gewohnt sind, geht zumindest
aus seinem Werk nicht hervor. Seine Darstellung folgt im Gegenteil einem äußerlichen
Schema, das uns geradezu willkürlich vorkommt. Was wir über die oberrheinische
Landschaft und die sich darin abspielenden geschichtlichen Ereignisse erfahren
, erfolgt auf verschiedenen Wegen, die teilweise weit voneinander abliegen: zunächst
im Rahmen der allgemeinen Reichsgeschichte, dann im Zusammenhang mit
der Geschichte der Eidgenossen. Die Darstellung des linksrheinischen Gebiets, also
Basels, des Sundgaus und des Elsaß setzt sich fort über die großen Zentren am
Rhein wie Speyer. Worms. Mainz und Köln, den Städten Brabants und Hollands bis
zum Meer. Darauf folgt ein weiteres umfangreiches Kapitel, das bei den Ursprüngen
des Rheins einsetzt, in der Regel dem Fluß auf seinem rechten Ufer folgt und mit
der Beschreibung der Markgrafschaft Baden zum Abschluß gelangt. Durch diese
etwas gekünstelte Disposition wird auseinandergezerrt. was innerlich zusammengehört
. Wiederholungen lassen sich so nicht v ermeiden.

Auch inhaltlich vermag Münsters Darstellung nicht restlos zu überzeugen. Seine
Erzählweise ist oft weitschweifig und verrät Freude am Anekdotischen, an Wortspielen
und etymologischen Versuchen, womit er wohl dem Bedürfnis seiner zeitgenössischen
Leser entgegenkommt. Auffallend ist seine Eigenart, möglichst alle
ihm zugänglichen Quellen v orzulegen. freilich meist anonym und. ohne dazu kritisch
Stellung zu beziehen, auf die Gefahr hin. daß er sich dadurch in Widersprüche
verwickelt. Wir kennen diese Eigenart schon von der antiken Geschichtsschreibung
her, etwa von Herodot oder Livius. Andrerseits läßt seine Darstellung
auch manches vermissen. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, fehlt eine
Würdigung der oberrheinischen Baukunst. Selbst die Bewunderung für die Mün-
stertürme von Straßburg und Freiburg beschränkt sich auf die technische Geschicklichkeit
und berücksichtigt in keiner Weise die künstlerischen Aspekte. Diese
Mängel gelten nicht nur für die Kunst und Architektur; sie betreffen vielmehr
auch ganz allgemein die Geistesgeschichte. Bei einem Humanisten ist dies immerhin
erstaunlich. Die zahlreichen Hinweise auf die Entstehung der Abteien beidseits
des Rheins erschöpfen sich im Äußerlichen. Von dem reichen kulturellen
Leben, das diese Klöster entfalten, erfährt der Leser kein Wort. Nur beiläufig
erwähnt Münster die Gründung der Universitäten Freiburg und Basel. Außer acht
gelassen wird die reformatorische Bewegung, was an einem Mann wie Münster,
der seinen Weg vom Franziskanermönch zum evangelischen Theologen zurückgelegt
hat. nicht wenig überrascht. Auch die Hintergründe der in der Reformationszeit
rasch wachsenden Spannungen sozialer Natur, die sich schließlich in den
Bauernunruhen entladen, werden nicht berührt.

Münsters Interesse liegt eindeutig auf dem Gebiet der Geschichte. So kommt es.
daß sich die ..Kosmographie" auf weite Strecken in eine herkömmliche Chronik
verwandelt. Das liegt nicht zuletzt auch an den ihm zugänglichen Quellen.

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