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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 163
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0165
Die Bewohner des Schneiderhofs in Kirchhausen

Gudrun Welsch-Weis

Kirchhausen war einst Besitz der Herren von Rötteln und kam über deren
Rechtsnachfolger an die Markgrafen von Baden. Kirchlich gehörte es zur Klosterpfarrei
, bzw. zum Kirchspiel Weitenau. politisch hingegen seit unvordenklichen
Zeiten in die alte weitläufige Vogtei Tegernau.

Mit Napoleon kam die Neuordnung Europas, und die alte Vogtei wurde per
Gesetz aufgelöst. 1810 fand die erste Gemeindereform statt. Das Organisationsedikt
aus dieser Zeit bestimmte, daß jede neue Gemeinde sich erst dann konstituieren
darf, wenn sie mindestens 40 Bürger zählt. Da konnte Kirchhausen nicht
mithalten, denn es hatte nur knapp die Hälfte. So schloß es sich dem Ortsteil
Endenburg an und blieb 164 Jahre bei dem Entschluß. 1974 kam die 2. Gemeindereform
, und Endenburg wurde mit dem Ortsteil Kirchhausen auf freiwilliger Basis
mit Steinen vereinigt.

Wenn man der Beschreibung von C.G. Fecht aus dem Jahre 1859 Glauben
schenken will, so soll der Ortsname daher rühren, "daß früher der Geistliche aus
dem Kloster auch in Kirchhausen eine Station hatte, jedoch ohne Kirche". Das ist
gewagt, gehörte doch das Dorf nie zum Kloster, das im übrigen eine Tochter von
St. Blasien war. Doch findet sich ein kleiner Hinweis.

Im Jahre 1722, nach all den fürchterlichen Kriegen des Vorjahrhunderts, intervenierte
Abt Augustin von St. Blasien beim Markgrafen und teilte diesem mit. daß
durch die unruhigen Kriegszeiten alte Beraine verloren gegangen und die Besitzverhältnisse
so verwirrend seien, daß eine neue Bereinigung der sanktbläsischen
Güter und Gefälle in der Vogtei Tegernau notwendig werde. Markgraf Karl Wilhelm
stimmte dem Begehren aus guter Freundschaft zu. und so wurde am 10. Juni
1722 in Tegernau Gericht gehalten. Alle männlichen Untertanen aus den 16 Flek-
ken der Vogtei, der Waldvogt, 11 Richter und 12 Geschworene. Landvogt Leutrum
. Landschreiber Binder und die Vertreter des Klosters Weitenau waren versammelt
. Der neue Berain wurde nun aufgesetzt, und "Alle sind anständig und
geständig gewesen". Danach hing der Landvogt das Siegel daran.

Demnach gab es in Kirchhausen ein einziges Gehöft, das seit altersher im Besitz
von St. Blasien gewesen ist. Dies war der Hof des Fritz Lacher, der jetzt 1722 den
beiden Schwiegersöhnen Jacob Lenz und Hans Trefzer gehörte und "einerseits an
der Canderner Straße, andererseits an der Baslerstraße stand und 2 Schilling und 2
Viertel Haber" Zins jährlich schuldete. Das war an den Verhältnissen gerechnet
herzlich wenig, gibt aber den Einblick in jene Zeit, daß ein Hof von Kirchhausen
St. Blasien eigen war. Ist dies das Haus, das zur Kirche gehörte?

Kirchhausen und Endenburg waren die einzigen des Weitenauer Tals, die den
10. Schochen (Haufen) Heu dem eigenen Vieh verfüttern konnten. Die Vogtei

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