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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 18
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0020
gefertigt hat) ist nicht bekannt. Er steht jedoch deutlich sichtbar im Umkreis der
Stuckatoren, welche um die gleiche Zeit das Fridolinsmünster in Bad Säckingen
mit Stuck ausgestattet haben, als Mitarbeiter des großen Johann Michael Feicht-
mayer. In Frage kommen Johann Michael Hennevogel (1722-1808) aus Wessobrunn
, seit 1748 Bürger von Säckingen, und der in Laufenburg ansässige Vorarlberger
Lucius Gambs (vgl. auch Stuck in den katholischen Kirchen in Hochsal
und Minsein!). Der Saal der vier Jahreszeiten wird im übrigen ausgezeichnet
durch einen hervorragenden weißen Fayence-Ofen in Formen des Rokoko, der
vermutlich einer Straßburger Werkstatt entstammt.

Zu der zweiten barocken Ausstattung des Inzlinger Wasserschlosses aus der
Mitte des 18. Jh. gehört eine Anzahl von Supraporten, die Landschaften zeigen.
Hier lassen sich mindestens zwei verschiedene Hände unterscheiden. Im Saal der
vier Jahreszeiten über der Haupttür eine Supraporte, die eine einheimische Landschaft
zeigt, in fester, kompakter Pinselschrift, im Vordergrund links Personen als
Staffage, im Hintergrund glaubt man die langgezogenen Bergrücken des Schweizer
Jura zu erkennen, am rechten Bildrand eine hoch aufragende Burg. Von anderem
Stil ist eine Gruppe von vier Supraporten, die sich in einem kurzen Zwischengang
nordöstlich hinter dem Saal der vier Jahreszeiten befindet: es handelt sich um
niederländische Landschaften in leichterem, aufgelösterem Pinselstrich.

Auf dem Festland südwestlich vor dem Wasserschloß Inzlingen steht eine bedeutende
barocke Sandsteinfigur des Hl. Johannes Nepomuk (Abb. 11). Auf ihrem
Sockel zeigt sie das Allianzwappen Reich von Reichenstein/Rechberg-Rothenlöwen
. Sie wurde 1731 gestiftet vom Reichsgrafen Paul Nikolaus Reich von Reichenstein
(1674-1745), belehnt 1729 mit Inzlingen. Als Diplomat war er tätig für
den Bischof von Konstanz und den Kaiser, 1720 wurde er in den Grafenstand
erhoben. Er ist der wahrscheinliche Bauherr der ersten Barockisierung des Inzlinger
Wasserschlosses.

1784 wurde Judas Thaddäus Reich von Reichenstein als Lehensmann in Inzlingen
investiert. Er siedelte dorthin über, „ ...wo er alsbald feststellte, daß das Lehen
verarmt sei und seine Familie fast am Rande des Ruins stehe..." (Deisler, S. 52).

1785 wurde Johann Nepomuk Reich von Reichenstein volljährig. Nach einer
Familienvereinbarung übernahm er alle Rechte und Pflichten des Inzlinger Lehens
. Alsdann nahm er ein großes Darlehen in Höhe von 400 Louis d'Or auf vom
Basler Gastwirt „Zum goldenen Knopf, Hieronymus Hösch. Johann Nepomuk
Reich von Reichenstein war verheiratet mit Fräulein Truchsess von Rheinfelden.
die sehr wohlhabend war. Er ist wohl der letzte Auftraggeber von Ausstattungsarbeiten
im Inzlinger Wasserschloß im Ancien Regime: so z.B. im Saal der vier
Jahreszeiten der Spiegel zwischen den Fenstern mit dem „Oberbild" eines Stiches,
welcher das brennende Troja zeigt.

Trotz seiner reichen Heirat hatte Johann Nepomuk Reich von Reichenstein in
Inzlingen mit immer größeren Geldsorgen zu kämpfen. Dazu kamen die grundlegenden
politischen Veränderungen, welche unser Gebiet durch die Französische
Revolution und das Zeitalter Napoleons erfuhr. Inzlingen kam von der Markgraf-

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