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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 40
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wo ein bewegtes Leben stattfand, schildern. Es war die Zeit der badischen Frei-
schaaren-Züge, wo jeder Tag ein neues Ereignis brachte.

Nachdem man am Palmsonntag 1848 und am Montag kaum Näheres von der
Schilderhebung der Bad. Republikaner im Seekreis und Oberrheinkreis erfahren
hatte, so kam Dienstag den 18. April gegen Mittag die Kunde nach Steinen, daß
Dr. Friedrich Hecker. an der Spitze von einigen tausend Mann, in Bernau übernachtet
habe, durch das obere Wiesental ziehen werde, um sein Nachtquartier in
Schopfheim zu nehmen, welches dort schon angesagt sei. Zugleich hieß es. Struve
befinde sich zwischen Waldshut und Säckingen. Durch Staffeten wurde dieses
Gerücht offiziell bestätigt.

Nun gewaltiger Alarm und Spektakel. Versammlung der Gemeinderäte und der
Bürger, um zu beraten, was zu tun sei. Beschlossen wurde, die Freischaaren ungehindert
passieren zu lassen, zu bewirten, einem Aufgebot, sich in Masse anzuschließen
, nicht Folge zu leisten, aber es den Einzelnen zu überlassen, welche mitziehen
wollen. Die Sicherheitswachen und der Patrouillendienst für die Bürgerwehr
wurden organisiert, so gut es eben bei der kaum bewaffneten Bauernsame anging.

Es war ein tätiges Leben: ich begleitete meinen Vater von Wirtshaus zu Wirtshaus
, wo die Verabredungen stattfanden bei Tag und Nacht.

Abends 8 Uhr erhielten wir die Nachricht, daß Hecker mit seiner Schaar in
Schopfheim eingerückt sei. dort an das Volk eine feurige Rede vom Balkon des
Rathauses zum Anschluß an seine Schaaren gehalten, und diese einquartiert worden
seien.

Augenzeugen von Steinen erzählten, daß obgleich Hecker gefallen und Eindruck
auf viele Besucher der Umgebung gemacht habe, doch in Schopfheim sich
keine Sympathie zum Anschluß zeige und sich die Bürgerschaft an dem frevelhaften
Beginnen nicht beteiligen werde.

Die ganze Nacht wurde gewacht und patrouilliert, Staffeten sprengten auf der
Straße, an Ruhe war nicht zu denken.

Mittwoch, den 19. April wurde Hecker schon um 10 Uhr in Steinen erwartet.

Seine Mannschaft war aber ermüdet. Uneinigkeit im Kriegsrat über die weiteren
Operationen und Unkenntnis der Stellung und Stimmung des deutschen Militärs,
so daß Hecker erst um 2 Uhr von Schopfheim aufbrach und um 4 Uhr in Steinen
anlangte. Es war eine Schaar von etwa 1 200 Mann, schlecht bewaffnet, die Hälfte
mit Gewehren, die andere Hälfte mit Sensen. Beim ersten Anblick konnte man das
Schicksal dieser Truppe voraussagen, welche den Charakter eines zusammengerafften
Gesindels nicht verleugnen konnte, und eher einer Räuberbande glich, als
Männern, die bereit sind, ihr Leben für ihr Vaterland oder für eine politische Idee
einzusetzen. Mit wenigen Ausnahmen waren es Handwerksgesellen. Handwerksburschen
. Bauernknechte, entlassene Fabrikarbeiter usw .

Voran ging Hecker in einer Bluse, mit einem Säbel umgürtet, im Gürtel
2 Pistolen, auf dem deutschen Hute einige Hahnenfedern. Er glich einem blonden
Rinaldini. wozu sein starker Bartwuchs das Nötige beitrug. Er war begleitet von

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