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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 60
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recht besetzten. Am Karfreitag und Karsamstag verbreitete sich das Gerücht von
der Ankunft weiterer Freischaren in Hüningen, die sich mit dem vom schwäbischen
Dichter Georg Herwegh aus Paris herangeführten deutsch-demokratischen
Hilfskorps vereinigen sollten. Am 25. marschierten die in Hüningen stehenden
Freischärler, etwa 250 Mann stark, über die Schiffbrücke nach der Schusterinsel.
Sie zogen alsdann rheinabwärts bis Kirchen. Da Herwegh bei Kembs über den
Rhein ging, erhielten die Freischärler den Befehl, auf die Schusterinsel zurückzukehren
.

Hier errichteten sie aus dem Holz der mächtigen Pappelbäume Verhaue und
warfen Schanzen auf. Ihre Vorposten standen bis in die Nähe der Leopoldshöhe.
Aus den Nachbarorten Weil. Klein- und Großhüningen wurden zur Bereitung der
Nachtlager große Mengen Stroh auf die Insel geschleppt; die Verpflegung erfolgte
aus drei Ländern. Der Schiffmeister der schwimmenden Brücke, der aus Baden
stammte, brachte aus Hüningen Lebensmittel und Werkzeuge. Von Basel strömten
die Neugierigen scharenweise herbei, um das Schauspiel zu sehen.

Diese .Schusterhelden*, wie sie von den übrigen Revolutionären scherzweise
genannt wurden, verweilten am 25.. 26. und 27. April tatenlos in ihrem Lager.

Inzwischen waren die einzelnen im Lande umherziehenden republikanischen
Führer überall mühelos geschlagen worden. Infolge dieser Niederlagen sah die
Besatzung auf der Schusterinsel ein. daß ihre Sache verloren sei und ein weiteres
Verbleiben auf badischem Boden keinen Sinn mehr habe. Nachdem sie ihre Gewehre
abgeschossen hatten, zogen sie sich am 27. um 9 Uhr abends wieder nach
Hüningen zurück, ohne irgend etwas erreicht zu haben."51

Die Weiler Chronik enthält auch den Bericht des 1919 verstorbenen Musiklehrers
Jakob Friedrich Kaufmann über den Tod der Weiler Musikanten, welche am
..Struve-Zug" nach Staufen teilgenommen hatten:

..In die Zeit meines 16. Lebensjahres fiel ein trauriges politisches Ereignis,
welches das ganze Dorf in ungeheure Aufregung versetzte. Das Revolutionsjahr
1848 war angebrochen, aus allen Ortschaften der näheren Umgebung mußten
sich die wehrfähigen Männer von 18 Jahren an den .Struve-Zug' anschließen,
darunter auch die Mitglieder der damaligen Weiler Blechmusik, mit welcher ich
schon etwa 6 Jahre gespielt hatte. Mein Vater war Dirigent, durfte aber nicht
mit. weil er schon das übliche Alter überschritten hatte, er war damals 43 Jahre
alt. ich selbst noch zu jung. Drei Personen, darunter Bürgermeister Ziegler und
mein Vater, mußten in die benachbarte Schweiz, um Gewehre für die hiesige
Gemeinde einzukaufen, welche nachher an die Freischaren verteilt wurden.
Diese Gewehre waren alte Feuersteinschlösser, welche zu Bistons umgearbeitet
werden mußten, was mein Vater und ich besorgten. Die Namen der beteiligten
Musikanten waren:

Georg Ludin Wilhelm Röschard

Johannes Scherer Michael Hütter

Gottlieb Lienin Fridolin Welterlin

Johann Mehlin. Schwanenwirt

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