Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 66
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0068
Struve in seinem Schweizer Exil die Zeit für gekommen, um erneut loszuschlagen.
Am 21. September scharte er in Basel etwa 30 Republikaner um sich und zog mit
ihnen über die Grenze nach Lörrach, wo er vom Balkon des Rathauses aus die
Deutsche Republik ausrief und einen Freischärlerzug organisierte, der zunächst
die Eroberung von Freiburg zum Ziel hatte. Das war der Beginn der „Zweiten
Badischen Revolution". Es soll auch hier nicht unerwähnt bleiben, daß zahlreiche
Forderungen aus dem politischen Programm Gustav Struves heute Grundlage eines
demokratischen und sozialen Rechtsstaates sind.

Von allen Seiten strömten Gustav Struve die „Freischärler" zu. Bauern und
Knechte, mit Sensen und Heugabeln bewaffnet, ohne militärische Ausbildung
und Disziplin, und trotzdem, so nimmt man an, waren es einige tausend Mann,
die siegesbewußt gegen Freiburg zogen. Bald jedoch schlich sich auch Mißtrauen
ein, und manch einer verdrückte sich unterwegs in die Reben und Wälder.
Dies wiederum veranlaßte Struve. überaus harte Strafen für Abtrünnige auszusprechen
.

So erreichte man. nachdem man sich in Schliengen. wo damals die Eisenbahnlinie
nach Basel endete, und vor allem in Müllheim mit Lebensmitteln. Geld und
einer standesgemäßen Kutsche aus dem Hause Blankenborn für Struve und seine
Frau versorgt hatte, schließlich in den frühen Morgenstunden des 24. September
Staufen. Um sechs Uhr morgens wurden bereits durch das Geläute der Kirchenglocken
alle waffenfähigen Staufener im Alter von 18 bis 40 Jahren zusammengerufen
. Auf dem Rathaus ließ Struve Quartier machen für zunächst 500. später
für 1000 Mann und schließlich für seine gesamte Streitmacht. Wahrscheinlich
waren es insgesamt etwa 4000. von denen allerdings nur knapp die Hälfte mit
einem Gewehr bewaffnet war. In der Kirche mußte zur „glückbringenden" Ankunft
Struves mit allen Glocken geläutet werden. Etwa zwanzig Staufener. unter
ihnen Karl Anton Nageleisen und Josef Nunnenmacher, gingen, schwarz-rotgoldene
Fahnen schwenkend. Struve und seinen Freischärlern entgegen. Gustav
Struve beeilte sich, vom Staufener Rathaus aus die Republik auszurufen, und
versicherte, daß auch bereits das badische Militär sich auf die Seite der Revoluzzer
geschlagen habe. Dies rechtfertigte für ihn auch die Beschlagnahme der
Staufener Stadtkasse.

Tatsächlich aber hatte sich inzwischen die Situation ganz anders entwickelt. Die
großherzogliche Regierung in Karlsruhe hatte sofort Truppen unter dem Kommando
des Generals Hoffmann in Richtung Freiburg in Marsch gesetzt. Nun war es
ein Leichtes, mit den etwa 800 kämpf geschulten und bestens bewaffneten Truppen
entlang der Bahnlinie über Krozingen nach Heitersheim zu gelangen und von dort
aus den Sturm am frühen Sonntag morgen, dem 24. September 1848. anzusetzen.
Von Westen wie von Norden her wurde das Städtchen gleichzeitig angegriffen.
Nach nur etwa zweistündigem Kampf flüchteten sich die Aufständischen in die
Wälder und Weinberge rings um Staufen, und Struve selbst und seine „Madame"
flohen in der Blankenhornschen Kutsche über das Münstertal ins Wiesental hinüber
, wobei sie sich unterwegs mit bäuerlichen Kleidern versorgten, um nicht

66


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0068