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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 80
(PDF, 36 MB)
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tionelle Christentum gemeint, sondern der Sozialismus, „die Menschenverbrüderung
", die die Religion der Liebe bringe.38' Im folgenden unternimmt Neff eine
Auflösung des Christentums, indem er zentrale theologische Begriffe radikal umdeutet
und mit neuen Inhalten versieht: ..Die Menschenliebe ist das erste Gesetz,
das alle Völker verbindet: sie ist Gott. Die Vernunft ist der Erlöser, der Heiland
der Welt. Die Geschichte aller Zeiten und aller Völker ist das heilige Buch, die
Bibel, aus der der Mensch schöpfen soll zu seiner Erkenntniß. Wo die Menschenliebe
zur Wahrheit geworden und die Vernunft zur Geltung gekommen, da ist das
Himmelreich. Es gibt kein Jenseits, alles ist diesseits; Himmel und Hölle, Erden
und Sternen. Welten und Sonnen, das Weltall ist diesseits."39' Die Verabschiedung
jeglicher Transzendenz, die an die Religionskritik der französischen Aufklärung
anknüpft, impliziert eine radikale Auflösung der christlichen Religion. Alles wird
auf den Menschen konzentriert. Dabei beruft sich Neff auf Voltaire und Rousseau,
die eine Religion der Vernunft und Humanität verkündeten. In Frankreich sei man
dieser neuen Religion aber untreu geworden und bete erneut das „goldene Kalb
des Pfaffenthums" an. wodurch die Errungenschaften der neuen Religion und
Gesellschaft wieder aufgegeben worden seien.40' Deshalb forderte Neff den Sturz
der Pfarrer, um eine freie und gerechte Gesellschaft erlangen zu können. In
Deutschland seien es vor allem die Proletarier, die die neue Religion angenommen
hätten und darum von der Geistlichkeit, vom Bürgertum verachtet würden. Neff
hoffte, daß in wenigen Jahren die sozialistische Religion das Christentum überwunden
haben werde. Die Revolutionäre sind für ihn die neuen Apostel, „wie des
großen Republikaners Christus, gemeine Leute, arme Handwerker. Sie tragen diese
Religion mit ihren Felleisen [Ranzen. Reisesack] in alle Weltgegenden. Und wo
sie ihr Felleisen abstellen, finden sie den Bruder und wenn er bedrängt ist. kämpfen
sie mit ihm und sterben mit ihm."4" Die sozialistische Religion komme nicht
wie das Christentum demütig daher, sondern mit Kraft. Zwischen beiden werde
der Kampf entbrennen, den die neue Religion ohne Zweifel siegreich beenden
werde. Diese Gedanken Neffs lassen verständlich werden, warum es von Seiten
der Pfarrer und der Anhänger der christlichen Kirchen zu harten und ablehnenden
Urteilen gegenüber den Revolutionären kam.

Neben theoretischen Überlegungen im Sinne der Revolution wirkte Neff auch
als Historiograph der südbadischen Aufstände. Dem Geschichtsschreiber Neff und
der Darstellung seiner Rolle als Revolutionär widmet sich der letzte Abschnitt.

IV.

Neff verfaßte Anfang Oktober 1848 im schweizerischen Dornach eine zwanzigseitige
Schrift mit dem Titel: „Mein Antheil an der zweiten Schilderhebung des
badischen Volkes im September 1848."4-' Wie kaum anders zu erwarten, wurde
auch diese Schrift im selben Jahr in Basel beim Buchdrucker J. Fr. Seul publiziert.
So konnte die Zensur umgangen werden. Neff beabsichtigte, einen Beitrag eines

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