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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 81
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unmittelbar Beteiligten für die Revolutionsgeschichtsschreibung zu liefern, um
damit in die Diskussion nach der Staufener Niederlage Struves und seiner Freischaren
im Gefecht gegen die Truppen General von Hoffmanns einzugreifen.45
Struve wurde infolge der Staufener Ereignisse auch in den eigenen Reihen angegriffen
. Neffs Absicht galt nun aber nicht der Verteidigung Struves. sondern er erklärte:
„Wir werden übrigens unserm verehrten Freunde nicht die Schmach anthun. ihn
gegen die hämischen Angriffe gewisser Feinde zu vertheidigen. Es wird ihm gewiß
gleichgültig sein, daß die Narren ihn der Narrheit, die Feigen der Feigheit und die
Eigennützigen des Eigennutzes beschuldigen. Seine Verleumder erinnern nur an
jene amerikanischen Affen, welche zuvor sich ihren eignen Koth in die Hand lassen,
um dann die Vorübergehenden damit zu bewerfen."44' Eine Apologie Struves hielt
Neff auch auf Grund seiner Geschichtsphilosophie für überflüssig, denn er war
davon überzeugt, daß die historischen Tatsachen Struve recht geben würden. Diesem
Zweck sollte der Sammelband .Der zweite republikanische Aufstand in Baden"
dienen, in dem neben Neff auch die Mitstreiter M. W. Löwenfels eine ..Uebersichtli-
che Darstellung des zweiten republikanischen Aufstandes in Baden"4' und G. Thielmann
einen ..Beitrag zur zweiten badischen Schilderhebung im September 1848"46'
publizierten.

Neffs Bericht beginnt am 20. September 1848. Am späten Abend hatten sich Neff
und einige Freischärler mit Vertretern der Partei Heckers auf Schweizer Territorium
getroffen, um das weitere Vorgehen zu planen.4" Hecker selber war an diesem Tag
in die USA ausgereist. Man einigte sich darauf, am folgenden Tag um sechs Uhr
abends loszuschlagen, und Neff beabsichtigte, mit einigen Leuten die Leopoldshöhe
zu nehmen. Nachdem er sich um die Beschaffung von Gewehren gekümmert hatte,
wurde aber beschlossen, ohne Waffen das badische Gebiet zu betreten. Doch schon
am Abend brachten Sympathisanten die von Neff organisierten vierzig Gewehre
nach Lörrach. Am Tag der Verkündigung der Republik (21.9.1848) beschlagnahmte
Neff in Lörrach die öffentlichen Kassen. Einen Tag später erhielt er von Struve den
Auftrag, als ,.Ci\ ilcommissär" mit der Lörracher Bürgerwehr nach Kandern zu ziehen
. Dort requirierte Neff 1000 Gulden und wanderte in Richtung Schliengen.
Unterwegs ließ er Riedlingen und Tannenkirch stürmen, bevor er den Schliengener
Bahnhof mit seiner Truppe erreichte. Auch dort konfiszierte Neff über 1 300 Gulden.
Per Wagen fuhren die Revolutionäre weiter über Auggen nach Müllheim. Unterwegs
hielt Neff in Auggen eine politische Rede, mit der er die Bürger über die
Anliegen der Revolutionäre aufzuklären beabsichtigte. Außerdem warb er um
Kampfgefährten, da er befürchtete, zu wenig Leute für die Übernahme der öffentlichen
Gelder in Müllheim zu haben. Nachdem er sich dort ohne besondere Zwischenfälle
die Kasse hatte übergeben lassen, ging es weiter nach Oberweiler. Einen
Teil seiner Mannschaft mußte Neff in Müllheim w egen Trunkenheit zurücklassen.

Neff quittierte seine erzwungenen pekuniären ..Einnahmen" immer, damit man
ihm bloß nicht Diebstahl oder Raub vorwerfen könne. Er nahm sie auch nicht immer
selber mit. sondern übergab sie häufig treuen Händen.48' Schließlich diente das Geld
in den Augen Neffs der Unterstützung einer historischen und epochalen Sache.

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