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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 84
(PDF, 36 MB)
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Frage bleibt offen, ob er sein eigenes Blut meinte, wenn er davon sprach, daß nur
durch Ströme von Blut die Republik gegründet werden könne. Immerhin schrieb er
kurz vor seiner Hinrichtung an seine Mutter, er bereue seinen Weg nicht.51" Vielmehr
solle die Mutter stolz sein, ihren einzigen Sohn geboren zu haben, um ihn der
Freiheit opfern zu können. Auch hier werden wieder eindeutig religiöse Bezüge
ersichtlich. Schließlich ist die Opferung des einzigen Gottessohnes für die Freiheit
der Menschen von ihren Sünden das zentrale christliche Heilsgeschehen. Zwischen
den Zeilen des Abschiedsbriefes wird jedoch Neffs Trauer über den eigenen frühen
Tod ersichtlich, die auch nicht durch ideologische Tröstungsversuche verdeckt werden
kann. Versucht man. sich ein Bild von Neff zu machen, so fällt das nicht leicht,
zumal nur wenige Quellen über seine Persönlichkeit vorliegen. Seine theoretischen
Schriften waren vor allem Appelle und Mahnrufe. Ob der Autor alle Konsequenzen
seiner Schriften selber gezogen hätte, bleibt zweifelhaft. Neff erscheint über weite
Strecken eher als revolutionärer ..Finanzminister" und Ideologe, der. nimmt man die
Umstände seiner Verhaftung mit in Betracht, sicherlich kein gewiefter Taktiker und
Kämpfer gewesen ist. Aber auch seine literarischen Beiträge zeugen nicht von herausragender
politischer Bildung und Originalität.

Einerseits lösten seine Begeisterung und sein Werben für freiheitliche und demokratische
Ideen Sympathien aus. Andererseits irritieren seine Pamphlete, die
schonungslos zur Gewalt aufriefen. Diese Spannung zwischen berechtigter Kritik
an den politischen Verhältnissen sowie einem demokratischen, respektive republikanischen
Sendungsbewußtsein auf der einen Seite und der Bereitschaft, zur Realisierung
der eigenen Ideale bedenkenlos den Einsatz von Gewalt zu fordern und
einzusetzen, scheint ein Grundproblem aller revolutionären Umsturzversuche zu
sein. Da bildet auch die Badische Revolution keine Ausnahme.

Anmerkungen

1) Aus der reichhaltigen Literatur zur Revolution sei genannt: Willi A.Boelcke. Sozialgeschichte Baden-
Württembergs 1800-1989. Politik. Gesellschaft. Wirtschaft. Stuttgart 1989; Otto Borst (Hg.): Aufruhr
und Entsagung. Vormärz 1815-1848 in Baden-Württemberg. Stuttgart 1992: Die Evangelischen
Kirchen und die Revolution 1848. Erstes Symposium der deutschen Territorialkirchengeschichtsvereine
Schweinfurt 3. bis 5. Juli 1992. Neustadt/Aisch 1993: Wolfgang Dreßen. 1848-1849. Bürgerkrieg in
Baden. Berlin 1975: Hans Fenske. Baden von 1830 bis 1860. in: Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte. Bd. 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien, hg. von
Hansmartin Schwarzmaier. Stuttgart 1992. S. 79-132: Friedrich Hecker. Die Erhebung des Volkes in
Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848. Basel 1848: Nachdruck Köln 1997; Wolfgang von
Hippel. Die Revolution von 1848/49 im deutschen Südwesten. Stuttgart 1998: Wolfgang Hug.
Geschichte Badens. Stuttgart 1992; Hubert Locher. Die wirtschaftliche und soziale Lage in Baden am
Vorabend der Revolution von 1848. Diss. phil.. Freiburg im Breisgau 1950: Willy Real. Die
Revolution in Baden 1848/49. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1983: Theodor Scholz. Der September-
Aufstand im Markgräflerland im Jahre 1848. Sonderdruck aus den Markgräfler Nachrichten.
Müllheim 1923: ders.. Revolutionäre... Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland
. .Müllheim 1926: Hans-Georg Wehling u.a. (Hg.). Die großen Revolutionen im deutschen
Südwesten. Stuttgart 1998

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