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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 90
(PDF, 36 MB)
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berg zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Emil Otto (1816-1873)-°1 und Oskar
Ernst Ludwig (1824-1895 ):i \ die ebenfalls die Laufbahn des Theologen ergriffen,
in Gundelfingen, wo er auch sein erstes Vikariat bei seinem Vater absolvierte.
Schellenbers hatte seit 1835 in Halle und Heideibers studiert. Seine weiteren
Vikariate leistete er in Bahlingen und Freiburg ab. bevor er 1845 nach Lörrach
kam. wo er dem Dekan und späteren Kirchenrat Friedrich Wilhelm Hitzig (1767-
1849)-' unterstellt wurde und ein Lehrdeputat erhielt. In Lörrach war er Vorsitzender
der Lesegesellschaft.

Schellenberg verfolgte anläßlich der beunruhigenden Geschehnisse mit seiner
Predigt ein doppeltes Ziel: Er wollte seiner Gemeinde sowohl auf seelsorgerlicher
als auch auf gesellschaftspolitischer Ebene eine Interpretation der aktuellen Zeitereignisse
bieten. Die Stimmung in Lörrach faßte er dabei mit den lukanischen
Worten „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über" (Lk 6,45) zusammen
, die er an den Anfang seiner Predigt stellte. Den Aufständen und der Niederlage
der Revolutionäre in Staufen galt in Lörrach das öffentliche Interesse. Auch
Lörracher Bürger hatten sich dem geplanten Marsch nach Karlsruhe angeschlossen
und an den militärischen Auseinandersetzungen in Staufen teilgenommen. In
der Stadt herrschte für einige Zeit die Ungewißheit, ob es unter den Lörrachern
Gefallene oder Gefangene zu beklagen galt. Zudem wußte man nicht, was mit den
besiegten Aufständischen geschehen würde, doch war das schlimmste zu befürchten
. Diese für die Lörracher Bürger prekäre und bedrückende Situation nahm
Schellenberg zum Anlaß, „aus dem Herzen und Leben der Gemeinde und aus den
Erfahrungen in derselben heraus zu reden"2''. Wie viele seiner christlichen Zeitgenossen
wollte er dadurch die verworrenen Zeiten verstehen und deuten lernen,
indem er seine Auslegung in das Licht „der Religion und des Christenthums"
stellte. Damit benennt er die Basis seiner Analyse und Beurteilung. Dieses Verfahren
stellt für sich genommen nichts eigenständiges dar. Sowohl in liberalen Kreisen24
1 als auch im Kontext der Erweckungsbewegung nahm man jeweils in Anspruch
, anhand des biblischen Zeugnisses eine angemessene christliche Diagnose,
Prognose und Therapie für die von revolutionären Umtrieben geprägte Zeit zu
formulieren. Vom Boden der Religion und des Christentums aus wurde an den
meisten anderen Orten indes vehement die Revolution als Abfall von Gott gebrandmarkt
. Schellenberg zeichnet sich nun durch eine abwägende und für gesellschaftliche
Reformen offene Analyse eines Theologen aus. Dabei stimmt er nicht
nur im Grundanliegen mit seinen Gegnern überein. sondern argumentiert ebenso
wie die anti-revolutionären Kollegen mit häufigen Bibelzitaten. Diese wurden auf
beiden politischen Seiten manchmal ein wenig angepaßt, was auf Zitierung aus
dem Gedächtnis schließen läßt. Anders als zahlreiche theologische Opponenten
verfolgte Schellenberg indes nicht das Ziel, die absolutistische Monarchie biblizi-
stisch und im Sinne einer Schöpfungsordnung Gottes als einzig legitime gesellschaftliche
Verfassung zu behaupten. Der Lörracher erstrebte vielmehr eine Stärkung
demokratischer Kräfte.

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