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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 92
(PDF, 36 MB)
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Im dritten und letzten Teil wurden nach der Diagnose und der Selbstkritik
konstruktiv sowohl Erfahrungen reflektiert als auch Konsequenzen formuliert.
Schellenberg gebrauchte hier die traditionellen Begriffe der Buße und Heiligung.
Seine Ausführungen lassen eine demokratische Gesinnung erkennen, die gewaltsamen
Umsturzversuchen abhold ist. Denn Freiheit ist für Schellenberg nur auf
dem Weg des Gesetzes und der öffentlichen Ordnung zu erstreben, das heißt mit
den Mitteln und Möglichkeiten, die der Parlamentarismus anbietet. Schellenberg
setzte als Anhänger einer parlamentarischen Ordnung große Hoffnungen in die
Frankfurter Nationalversammlung. Seine Gemeinde forderte er darum auf. die
Chancen dieser Institution zu erkennen und sie zu unterstützen, „um durch eine
feste und würdige Haltung den Männern des Volkes Muth. Geduld und Begeisterung
für die große heilige Sache des Vaterlandes einzuflößen! Das ist der Weg.
auf dem wir Deutschlands Einheit und Freiheit erstreben sollen - ein Weg, auf den
Deutschland durch seine ganze geistige Eigenthümlichkeit mehr, als jedes andere
Volk, angewiesen zu sein scheint - der Weg der Reform!"26' Schellenberg verknüpfte
hier unter Aufnahme der zeitgenössischen Diskussion den Gedanken der
Freiheit mit dem Gedanken der deutschen Nation2 ' und weitete damit den Blick
über das Großherzogtum Baden hinaus.

Dem aufrührerischen revolutionären Vorgehen stellte Schellenberg den steten
Weg der Reform entgegen, auf dem sich innere sowie äußere Freiheit gleichermaßen
und kontinuierlich entwickeln und sowohl intellektuelle als auch soziale Formen
ausbilden könnten. Dabei geht die äußere von der inneren Freiheit aus. deren
Basis ein recht verstandenes Christentum ist. was er mit zahlreichen biblischen
Belegen zu stützen trachtete.281 Vehement wandte er sich gegen die Forderung
zahlreicher Revolutionäre - er dachte dabei möglicherweise an Friedrich Neff -.
die Religion als Feind der Freiheit und Demokratie abzuschaffen. Neff äußerte
sich gegenüber den ..Pfaffen" in polemischen Pamphleten und forderte die Auflösung
des Christentums zugunsten einer vernunftbetonten Religion des Sozialismus
.24 1 Schellenberg dürfte schon allein aufgrund der lokalen Gegebenheiten
Neffs religiöse Ansichten gekannt haben, die darauf hinausliefen, jegliche Transzendenz
aufzuheben und an die Religionskritik der französischen Aufklärung
anknüpften. Als Konsequenz daraus ergab sich für Neff die Beseitigung der Geistlichen
. Nur dann könne eine freie und gerechte Gesellschaft Realität werden. Neff
ging von einem baldigen Sieg der sozialistischen Religion über das Christentum
aus. Die Revolutionäre sind für ihn die neuen Apostel, „wie des großen Republikaners
Christus, gemeine Leute, arme Handwerker. Sie tragen diese Religion mit
ihren Felleisen in alle Weltgegenden. Und wo sie ihr Felleisen abstellen, finden sie
den Bruder und wenn er bedrängt ist. kämpfen sie mit ihm und sterben mit
ihm."301 Die sozialistische Religion komme nicht wie das Christentum demütig
daher, sondern mit Kraft. Darum werde sie den Sieg über das Christentum erlangen
. Diese Gedanken Neffs lassen verständlich werden, warum es von Seiten der
Pfarrer und der Anhänger der christlichen Kirchen zu harten und ablehnenden
Urteilen gegenüber den Revolutionären kam.

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