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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 159
(PDF, 36 MB)
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Stricken: Kultur- und sozialgeschichtliche Aspekte

in der Stadt

Sylvia Greiner

Das Handstricken hat im Zeitalter der Strickmaschinen, der günstig fertig zu
kaufenden Strickwaren und des „keine Zeif'-Syndroms zwar an Bedeutung verloren
. Als ..Freizeitbeschäftigung" erhielt es jedoch bei Frauen - und auch bei einigen
Männern - einen hohen Stellenwert. Doch wer weiß, daß Stricken einmal ein
vollwertiger Beruf war? Wer ist sich der bürgerlichen Wertvorstellungen und vielfältigen
Funktionen bewußt, die auch heute noch - meist unbewußt - mit dem
Stricken verbunden sind?

In meinen folgenden Ausführungen werde ich mich der Bedeutung des Handstrickens
im städtischen Bereich ab dem 16. Jahrhundert zuwenden. Als städtisches
Pendant zum ländlichen Strickergewerbe ist das zunftgebundene Stricken
anzusehen. Doch auch im privaten Bereich kam dem Stricken - in den oberen
Bevölkerungsschichten - eine große Bedeutung zu. Neben Archivakten aus Freiburg
und dem Elsaß sowie ihrer Auswertung in der Sekundärliteratur wertete ich
Lebenserinnerungen und Anstandsbücher aus dem 18. bis 20. Jahrhundert aus.
Letztere dienten überwiegend den höheren bürgerlichen Kreisen aller Städte als
..Knigge". Ich zitiere sie damit als überregionale Zeugen jener Zeit.

In vielen Städten begegnet uns das Stricken als Vollzeitberuf zünftiger Handwerker
. Als Zünfte versteht man Zusammenschlüsse eines oder mehrerer Gewerbe
. Sie prägten vom 14. bis 18. Jahrhundert das gesamte gewerbliche Leben wie
auch die private Sphäre ihrer Mitglieder, denn die Mitgliedschaft in einer Zunft
war unabdingbare Voraussetzung, um in den vollen Genuß der bürgerlichen Rechte
(selbständige Berufsausübung. Heirat. Wahlrechte. Versorgung im Alter u.a.) zu
gelangen.

Um 1590 - im gleichen Jahrhundert, in dem William Lee die richtungsweisende
Erfindung der Strickmaschine gelang, schlössen sich in den Städten Stricker zu
Zünften zusammen. Die Ausbreitung des Strickhandwerks ist mit der wachsenden
Bedeutung gestrickter Kleidungsstücke - insbesondere der Männerstrümpfe - zu
erklären. Besonders die Mode der enganliegenden, nur bis über die Knie reichenden
, zum Teil gestrickten Hosen, die über Spanien und Italien von dem 16. Jahrhundert
an nach Mitteleuropa gekommen ist. hatte dieser Technik einen beträchtlichen
..Aufschwung" verliehen. Die unter den Kniehosen sichtbaren Strümpfe besaßen
eine Vorzeigefunktion.

Die älteste bekannte Strumpfstrickergilde wurde 1527 in Paris gegründet. 1535
hat sich eine entsprechende Zunft in Straßburg etabliert. In Deutschland entstand
in Berlin 1590 eine sogenannte ..Hosenstrickerinnung". Auch in Freiburg schlos-

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