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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 173
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denen Erich Aey Regie führte und als Schauspieler auftrat: als Schuster Schemel
in „Der geprellte Schuster", einem Gesangsspiel, und in dem Schwank ..Der Unglücksrabe
'* als Rentier Joseph Rabe.12'

Einige Monate später, am Ostermontag 1902. fand erneut ein Theater-Abend
des Oranienburger Theatervereins statt, diesmal im Restaurant des Herrn Urban in
Birkenwerder, bei dem zwei Einakter und acht Einzeldarbietungen zur Aufführung
kamen. Aey führte nun die Regie für den gesamten Abend und trat zunächst in
einem Solo-Vortrag mit dem Titel „Schlemihls verschwarztes Schicksal" auf; außerdem
in einem Schwank in einem Akt von CA. Paul: ..Rötenknopfs Liebes-
Lust und - Leid", in dem er die Hauptrolle des Rentiers Flötenkopf spielte.13'

Die Schauspielerei blieb vorläufig Steckenpferd, sein Geld verdiente Erich Aey
in der Kulissenwerkstatt seines Vaters mit Theater- und Saaldekorationen.14' Gegen
Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Bühnen - und in Berlin gab es einige
Dutzend davon - immer Bedarf an aufwendigen Bühnenbildern. Die erstarkende
Großbourgeoisie feierte sich wie in allen gesellschaftlichen Bereichen auch in den
aufwendigen Theaterinszenierungen mit den Insignien von Macht. Luxus und einer
aristokratischen Haltung. Aufwendige Bühnenrequisiten, ein detailgetreues
Bühnenbild waren für das Theater in den Jahrzehnten nach der Reichsgründung
unabdingbar, das Theatralische, die Maskerade, die Täuschung vorherrschend.15'

Diese Nachfrage war es. welche die Bühnenwerkstatt Aey in Berlin belieferte.
Die Saisonerfolge benötigten illusionäre Versatzstücke, die der Handlung auf der
Bühne ihre Wahrhaftigkeit bescheinigten: für die Innenräume moderne bürgerliche
Salons. Rokokosalons. Säle mit Marmorsäulen, orientalische Festräume.
Renaissancezimmer, gotische Rittersäle. Kircheninnenräume. altdeutsche Dielen,
bürgerliche Zimmer. Bauernstuben. Dachstuben: für außen moderne Städte, altdeutsche
Städte, orientalische Städte. Dörfer: und Landschaften: Wiesen. Waldwege
, auf Zypressenhaine hinausführende Gartentore und vieles mehr. Für Bühnen
jeder Größe und jeden Etats hatte Aey die oft unglaublich pompösen gemalten
Vorhänge im Programm, sofern nicht überhaupt der gesamte Theatersaal einheitlich
zu gestalten war.16' Und der mußte nicht unbedingt zu einem großen Stadtoder
Staatstheater gehören.

Auch Laientheateraufführungen waren in der ersten Jahrhunderthälfte weit verbreitet
: neben den Theatervereinen hatten häufig auch sonstige Vereine ihre eigene
Theatergruppe, die mindestens einmal im Jahr eine größere Aufführung gab. Oft
waren es Säle von Gasthäusern und Hotels, in denen diese Aufführungen stattfanden
und die zu diesem Zweck eigens eine Bühne hatten. „Der Vorhang", hieß es in
einer zeitgenössischen Pressemitteilung über die Aufführung in einem neugestalteten
Theatersaal, .äst von Herrn Aey-Lehnitz neu gemalt und entspricht ganz dem
Rufe seines Instituts"1"'. Kulissen benötigten viele Sport- und Kulturvereine außerdem
für ihre Feste als Saalschmuck.

So veranstaltete etwa um dieselbe Zeit eines Samstagabends der örtliche Männerturnverein
im Waldowschen Lokal in Oranienburg ein ..Gebirgsfest in der Oranienburger
Schweiz". Erich Aey verwandelte den Saal aus diesem Anlaß in eine

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