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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 192
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-02/0194
Die letzten Lebensjahre

Nach dem Krieg malte Aey Bühnenbilder für eine Reihe von Aufführungen der
Weiler Sängervereinigung: „Der Graf von Olala". „Verliebte Leute", „Waldvögelein
'". „Drei Vorstellungen [von „Verliebte Leute'*] galten der Wohltätigkeit. Die
Hilfsbedürftigen der Gemeinden Weil, Schliengen und Rheinweiler wurden mit
dem jeweils anfallenden Reingewinn bedacht..."1191 Am 9. Oktober 1949 fand auf
dem Festplatz hinter dem Rathaus in Alt-Weil das Winzerfest statt, zu dem die
Dekorationen von Kunstmaler Emil Aly alias Erich Aey stammten.120' Neben viel
Belanglosem malte er noch Hunderte von Öl- und Gouachebildern, viele davon
mit Motiven aus Weil und Umgebung, die ein Stadt- und Landschaftsbild festhielten
, das inzwischen längst untergegangen ist.

Trotzdem blieb die Not das Leitmotiv von Erich Aeys zweiter Lebenshälfte. Sie
zwang seine Frau Hildegard, selbst etwas zum Lebensunterhalt hinzuzuverdienen,
und so fuhr sie täglich mit dem Rad zur Arbeit auf der Schusterinsel. Aber bisweilen
half nur noch ein Wechsel aus der Klemme.12" Am 22. Dezember 1964 starb
Erich Aey. knapp vierundachtzig Jahre alt, in Weil am Rhein.122' Sein Grab auf
dem Weiler Hauptfriedhof wurde im April 1988 abgeräumt, nachdem ein Antrag,
es als Ehrengrab zu erhalten, aus unbekannten Gründen abgelehnt worden war.123'

„Entwürfe und Zeichnungen für alle Zwecke'1:
Anmerkungen zur Bilderwelt des Erich Aey

Nachzutragen sind jetzt: die Gemälde von Erich Aey, jene Stilleben. Idyllen,
historischen Szenen, vor allem aber Landschaftsmotive, von denen er an die 2 000
gemalt haben dürfte. In welchem Verhältnis stehen sie zu seinem Brotberuf, was
verbindet das Bühnenbild für die „Verliebten Leute" mit dem „üppigen Stilleben"
überm Sofa, den „orientalischen Palast" mit der verschneiten Hochgebirgslandschaft
über dem Ehebett, die man heute noch allerorten antrifft?

Wann Erich Aey Öl- und Gouachebilder für die Wohnungen seiner Zeitgenossen
- Kleinkulissen für das tägliche Familiendrama gewissermaßen - zu malen
begann, läßt sich nicht mehr ermitteln. Seiner eigenen Zählung nach hatte er bis
1927 knapp 500 Bilder gemalt. 1947 waren es bereits 1 200. Womöglich eröffnete
ihm die Herstellung kleiner Formate für die Wohn- und Schlafzimmer seiner
Mitbürger eine Gelegenheit, von größeren Aufträgen unabhängiger zu werden und
sich und die Familie über Wasser zu halten. Denn die Aufträge für einen wie Aey
kamen, weil Theater hier nun einmal nicht zahlreich sind, ohnehin eher von Wirten
, die für ihre Festsäle und Gartenwirtschaften eine publikumswirksame Dekoration
brauchten, oder von den Fastnachtsvereinen, aber das reichte auch nicht übers
Jahr.

Wer ihn kannte, berichtet, daß er nicht selten statt Geld als Zahlungsmittel ein
Bild anbot. Auf diese Weise beschaffte er sich Kleider. Nahrungsmittel, selbst

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