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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 2.1999
Seite: 195
(PDF, 36 MB)
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Vaters Städtekulissen angelehnt hatte. Eine Reihe von Gebirgslandschaften - auch
sie Bestandteil des Aeyschen Kulissenrepertoires - leitet sich ab von einem Gemälde
von Anton Koch aus dem Jahr 1824: „Das Wetterhorn von der Rosenlaui
aus'*, das Aey kopierte, aus zweiter Hand: nach einer Kopie, dessen Motiv - im
Hintergrund das Bergmassiv, im Vordergrund ein tiefeingeschnittener, gewundener
Gebirgsbach. von Tannen gesäumt - Ausgangspunkt einer Reihe von Variationen
war. Von der holländischen und flämischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts
waren es vor allem der Motivkreis des ..gedeckten Tischs" und die Blumenstilleben
, die ihn immer wieder zur Nachahmung anregten, deren trompe-l"oeil-
Effekte (trompe-roeil = trügerischer Schein) allerdings ein unerreichbares Ziel
blieben. Von Arnold Böcklin kopierte Aey im Basler Kunstmuseum dessen ..Toteninsel
" und ein anderes Gemälde mit dem Titel ..Der Heilige Hain" von 1882.

Daneben mag man in den Bildern von Erich Aey weitere Einflüsse finden, die
jedoch nicht mit einer Anverwandlung des künstlerischen Erbes zu verwechseln
sind; vielmehr gab die Übernahme formaler Elemente aus früheren Epochen Aey
Stereotype an die Hand, die seine Erzeugnisse verkäuflich machten. Noch in einer
anderen Hinsicht stand Aey außerhalb der Kunst seiner Zeit. Er verzichtete auf
Drucktechniken, mit deren Hilfe er seine Bilder in größeren Auflagen hätte vertreiben
können. Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks
betrieb er dessen manuelle Wiederholung. Viele Motive entstanden in zahlreichen
Fassungen, oft nur mit unwesentlichen Änderungen. Aber nicht, um neue Facetten
aus dem Motiv zu schlagen, neue Bedeutungsschichten freizulegen, sondern aus
einem viel naheliegenderen Grund: weil sie nachgefragt wurden.

Die Seeschlacht- und Kolonialszenen, die Allegorien und Hitlerbilder schließlich
paßten durchaus in das propagandistische Kalkül der Diktatur, ebenso wie
seine Umzugswagen für die Arbeitsfront, die die emotionalen Leerstellen nach
dem Verbot der Arbeiterparteien und Gewerkschaften neu. also mit nationalsozialistischen
" Gefühlen, zu besetzen mithalfen.

Mit seinen a-politischen Motiven ging er den Weg all derjenigen Maler, die sich
im 3. Reich auf Unverbindliches zurückzogen - nur war für ihn nicht die Diktatur
der Anlaß. Insgesamt waren die Jahre der faschistischen Herrschaft in Deutsch-
land. ganz anders als in Mussolinis Italien, die große Zeit des handwerklichen
Mittelmaßes, und Landschaften waren sein Erkennungszeichen.

Wie viele seiner Kollegen ließ auch Aey die Landschaftsmalerei des 16. bis 19.
Jahrhunderts wieder aufleben. Daneben wurden die Stilleben und Blumenstücke
der niederländischen Meister des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts für
die dreißiger Jahre neu arrangiert. Auch weitere Themen dieser Richtung: arkadische
Landschaften. Schäfer- und andere mythologische Szenen, finden sich bei
Aey wieder.125'

Viele Bilder von Erich Aey zieren heute noch die Wohnungen in Weil und in
der Umgebung. Manche von ihnen fangen ein Stadt-. Dorf- und Landschaftsbild
ein. das längst der Modernisierung und Sanierung weichen mußte. Damit haben
sie den Rang von historischen Dokumenten.

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