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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 139
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2002-02/0141
Grenze im Wandel
Entwicklung und Auswirkungen des
Grenzverkehrs im Dreiländereck *

Martin Zuckert

Das Jahr 1914: Beginn eines Wandlungsprozesses

Im Spätsommer 1914 setzte eine Entwicklung ein, die für zahlreiche Menschen
am Ober- und Hochrhein konkrete Auswirkungen und für die Struktur der Region
weitreichende Konsequenzen haben sollte. Am Beginn standen Ereignisse im Zusammenhang
mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In Lörrach entstand am
L August 1914 gemäß einer Schilderung aus dem „Oberländer Boten" folgende
Situation:

„Lörrach glich diese Nacht einem internationalen Lager. Staatsangehörige
der Schweiz, Österreich-Ungarns, Frankreichs, Rußlands und Italiens,
die nicht mehr über die Grenze durften, um von Basel aus in ihre Heimat
zu fahren, mußten sich die Nacht über in Lörrach aufhalten [...]"
Die Übernachtungskapazitäten in der Stadt waren schnell ausgelastet, was zu

komisch anmutenden Situationen führte. Im Bericht des „Oberländer Boten" heißt

es dazu weiter:

„Friedlich in einem Zimmer des ,Markgräfler Hofes' schlummerten
gestern ein Österreicher und ein Russe. Der Zimmerwart hatte sie gezwungen
, den Streit ihrer Nationalitäten zu vergessen und gemeinsam
in einer Stube zu hausen. Es soll ganz gut gegangen sein. Heute morgen
müssen sich beide beim Grenzkonsulat in Basel stellen." 0
Anhand einer weiteren Momentaufnahme vom 4. August 1914 werden die wirtschaftlichen
Auswirkungen des Kriegsbeginns für die Grenzbevölkerung deutlich.
Es handelt sich um einen Aufruf des damaligen Lörracher Bürgermeisters Erwin
Gugelmeier an die Bürger und Bürgerinnen der Stadt:

„An die Bevölkerung! Infolge Ausbleibens der schweizerischen Zufuhr
macht sich heute der Mangel an Milch bemerkbar. Die gesamte Bevölkerung
wird ersucht, den Milchverbrauch der erwachsenen Personen im
Interesse der Kinder auf das Notwendigste zu beschränken."2>
Beide Vorkommnisse fallen in die Zeit des beginnenden Ersten Weltkrieges. In
den Zentren Europas kam es damals zu Massenaufläufen und zur Verabschiedung
durchziehender Reservisten- und Freiwilligenverbände. In einigen Grenzregionen
dagegen hatte der Kriegsbeginn für die betroffene Bevölkerung bereits in den
ersten Augusttagen weitaus drastischere Folgen. Nachdem die Behörden am
31. Juli den Grenzübertritt zwischen Baden und der Schweiz verboten hatten,

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