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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 60
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0062
Eine Anlage zum Kaufvertrag enthielt eine Aufstellung der Räumlichkeiten nebst
dem darin befindlichen Inventar. Dies ermöglicht uns eine konkrete Vorstellung von
der damaligen Ausstattung des Doktorhauses. Im Erdgeschoss befand sich zunächst
das Sprechzimmer. Seine komplette Einrichtung bestand in einem Untersuchungsstuhl
, einer großen alten Höhensonne, einem kleinen weißen Holzschrank für
Medikamente, einer dunklen Kartothek mit vier Fächern (für die Patientenkartei).
ein niedriges weißes Holztischchen mit Glasplatten, ein niedriger weißer Schrank
mit Glasaufsatz und Instrumenten, eine Dezimalwaage, ein niedriges Bett, ein
kleiner Wand-Sterilisator, eine alte Adler-Schreibmaschine, eine große Sonne und
zwei kleine Sonnen, eine kleine Sollux-Lampe65' sowie Stuhl, Hocker, Fußmatte.
Papierkorb und Kleinigkeiten. Der Schreibtisch war in die Diele verbannt. Ein
kleiner Kochherd in der Küche musste für die Essenszubereitung ausreichen. Die
Einnahme der Mahlzeiten fand im Esszimmer statt, wo ein großer runder Tisch mit
Einlageplatten stand. Um ihn herum gruppierten sich ein viereckiger, rot bezogener
Sessel sowie sechs dazu passende Stühle. Neben weiteren Einrichtungsgegenständen
hatte hier auch die Nähmaschine ein Plätzchen gefunden.

Für die Unterbringung standen zur Verfügung das Grüne, Rote und Blaue Zimmer
, ersteres mit einem, die beiden anderen mit jeweils zwei Betten ausgerüstet.
Selbst im Badezimmer stand ein Bett neben der Badewanne. Das Hellgrüne Zim-
merle fungierte eher als Abstellkammer. Im Kinderzimmer befand sich der Schlafsaal
für die Kleinsten. Vier große und zwei kleine Paidibetten661, sechs Eisenbett-
chen und ein Erwachsenenbett waren hier untergebracht. Im Kinderbad durfte ne-
ben den Badewannen und einem Ziehharmonika-Bett der Wickeltisch nicht fehlen.

Schließlich gab es noch das Ost-, Nord- und Westzimmer mit jeweils einem Bett
sowie die Waschküche mit eingemauertem Waschkessel und der Keller enthielt neben
der üblichen Ausstattung einen alten Eisschrank.67'

Doch bei dem Ansturm, der in den 40er Jahren auf das Doktorhaus einsetzte,
reichte der Platz bei weitem nicht aus. so dass im Dorf Zimmer bei Privatleuten
angemietet werden mussten. Manche Kinder und auch Mütter hielten sich jahrelang
in Auggen auf. Alten Einwohnern ist noch das Bild des mit Kindern vollgepackten
Bollerwagens, mit dem sie durchs Dorf gezogen wurden, im Gedächtnis
verhaftet.

Friedel Neuhaus erlebte eigentlich nur ein „normales'" Jahr im Doktorhaus, was
die Zahl der Geburten angeht. Das war 1940. Im Jahr daraufhatte sich die Zahl der
Geburten bereits verdreifacht, im nächsten Jahr verfünffacht und erreichte schließlich
1943 den Höhepunkt, als über zwölfmal mehr Geburten als 1940 zu bewältigen
waren. Ab 1942 fanden in Auggen kaum noch Hausgeburten statt.

Einen Einblick in die dadurch verursachten Zustände vermittelt ein von Dr. Neuhaus
selbst verfasstes Schreiben zur Begründung eines Baugesuchs für den Umbau
des Holzschopfs als Wäschetrocken- und Wäschebügelraum am 27. August 1943:

„Die Belegung des Entbindungsheims hat sich von 1941 bis 1943 verdreifacht.

Durch die vielen Bombengeschädigten aus Norddeutschland wird hier die

Nachfrage nach Entbindungsmöglichkeiten immer grösser.

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