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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 66
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38 Kinder wurden an (vermutlich) fremde Eltern vermittelt, wobei es sich
- wegen des Familiennamens - in mindestens zwei Fällen auch um Verwandte gehandelt
haben könnte. Alleinstehende Frauen nahmen sechs Kinder auf, zweimal
nahm der spätere Ehemann der Mutter ihr Kind als seines an und einmal zeigte
eine Ehefrau edle Gesinnung, indem sie die Folge des ehemännlichen Fehltritts
mittrug, was jedoch nicht verhinderte, dass sich der ungetreue Gatte von ihr
trennte und die Kindsmutter heiratete. Noch kurioser mutet der Fall an, bei dem
ein Mädchen über vier Jahre nach seiner Geburt von einer Einzelperson adoptiert
wurde, die Kindseltern drei Jahre nach der Adoption sich verehelichten und das
gemeinsame Kind fast fünf weitere Jahre später - inzwischen war es zwölf Jahre
alt - wieder annahmen.

Die Angaben in den Standesamtsregistern lassen keine schlüssige Beantwortung
der Frage zu, was das wohl für Mütter seien, die ihre eigenen Kinder hergeben. Denn
es waren genau so viele Frauen dabei, die keinen Beruf erlernt hatten oder ausübten,
wie Frauen, die eine Ausbildung und/oder eine Tätigkeit vorweisen konnten. Hierbei
überwogen zwar kaufmännische und soziale Berufe, doch war eine Friseurin ebenso
vertreten wie eine Studentin, eine Lehrerin, eine Drogistin und eine Dolmetscherin.
Es gab darunter des weiteren fünf Ehefrauen, deren Männer als Soldaten im Feld
standen, vermisst oder in Gefangenschaft waren, dann vier Witwen und zwei Geschiedene
. Und schließlich wissen wir von acht Müttern nichts Näheres.

Ein klareres Bild ergibt sich hinsichtlich der Adoptiveltern bzw. -mütter. Dabei
handelte es sich nämlich überwiegend um gut sortiertes Bürgertum. Das Spektrum
reichte dabei vom Geflügelfarmbesitzer über den Taubstummenlehrer bis zum promovierten
Amtsgerichtsrat. Weiter unten in der sozialen Rangordnung tummelten
sich gerade mal ein Arbeiter, ein Handlungsgehilfe und drei Landwirte.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, die adoptierten Kinder seien in alle Welt
verschickt worden und speziell Helene Piutti habe sie seinerzeit persönlich nach
Übersee verbracht. Das kann nach den Aufzeichnungen in den Geburtenregistern
in keiner Weise bestätigt werden. Denn mit einer einzigen Ausnahme verblieben
alle Kinder in Deutschland, mehr als die Hälfte sogar im ehemaligen Land Baden.
Immerhin fast jedes fünfte Kind kam im heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen
unter, vermutlich deshalb, weil es die Heimat der Ärztinnen Piutti. Oberhacke und
Neuhaus war und dorthin noch Beziehungen bestanden. Die übrigen Kinder wurden
auf die Länder Württemberg (3), Hamburg (2). Hessen (2), Saarland (2) und jeweils
eines nach Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Schlesien verteilt.

Lediglich eine Adoption erfolgte ins benachbarte Ausland, in die Schweiz. Zwei
Kinder fanden in Auggen selbst neue Eltern.

Kindersterblichkeit

Als mutmaßliche Erklärung für die Schließung des Doktorhauses, die für manche
Auggener wohl doch ziemlich überraschend kam, wird immer mal wieder die

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