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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 68
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0070
Als Ursula Engelhardt war sie am 31. Mai 1910 in Straßburg im Elsass geboren
worden. Ihr Vater. Dr. Carl Engelhardt, ein gebürtiger Berliner, war Oberstabsarzt
und ließ sich später als Allgemeinmediziner in Bückeburg, südwestlich von Hannover
, nieder. Von ihrer Mutter ist nur noch bekannt, dass Gotha ihr Geburtsort
war.

Ursula wuchs mit zwei Brüdern auf, einer zwei Jahre jünger, der andere zwei
Jahr älter als sie. In Bückeburg besuchte sie das Gymnasium. Medizinstudium und
Promotion absolvierte sie in Prag. Ihre Doktorarbeit bei Prof. Knaus in Prag be-
fasste sich mit einem Thema aus der Gynäkologie. Nach ihrer Heirat im Jahr 1939
baute sich Ursula Weigl. wie sie nun hieß, in einem Dorf bei Posen eine Praxis auf.
Die Ende 1944 erzwungene Flucht führte sie zunächst nach Bückeburg zurück.

Mit ihrem Ehemann, der lange in russischer Kriegsgefangenschaft festgehalten
wurde, führte sie später eine gemeinsame Arztpraxis in Gaißach bei Bad Tölz.

Als die Ehe in die Brüche ging, sah sich die passionierte Ärztin vor die Aufgabe
gestellt, sich eine eigene Existenz zu schaffen. Eine Zeitungsannonce brachte sie
mit Friedel Neuhaus in Kontakt, die eine Vertretung ins Doktorhaus nach Auggen
suchte und eine spätere Praxisübernahme in Aussicht stellte. Ursula Weigl zögerte
nicht lange.

Die Auggener nahmen die Neuankömmlinge sehr herzlich auf. Schnell war die
Familie ins Dorf integriert. Die beiden Kinder fanden hier Freunde. Gelegentlich
halfen sie beim Weinbauern in den Reben aus und ihre Mutter hatte dann abends
Mühe, die Acht- und Neunjährigen vom selbstgebackenen Brot, Speck und Wein
(!) weg und nach Hause zu bringen. Zu Weihnachten erhielten sie anonyme Geschenkpäckchen
.

Es war nicht mehr das Doktorhaus in seiner ursprünglichen Funktion als Entbindungsheim
für „gefallene Mädchen", das hier zu neuem Leben erwachte, sondern
eine gewöhnliche Landarztpraxis begann sich zu etablieren.

Doch aus heute nicht mehr bekannten Gründen kam es letztlich nicht zur Übernahme
des Hauses durch Ursula Weigl. Sie sei darüber traurig gewesen, aber auch
etwas ungehalten, wohl weil ein anfängliches Versprechen nicht eingehalten wurde
. Dr. Weigl hätte jedenfalls gern in Auggen weiter gelebt und gearbeitet.

So zog die Familie im Sommer 1953 schon wieder von dannen, zurück nach
Bayern. Im September 1953 starb Dr. Carl Engelhardt und Ursula übernahm seine
Arztpraxis in Bückeburg. Später ließ sie sich als Landärztin in Petzen bei Bückeburg
nieder, wo man sie liebevoll als „Doktorsmutter'' betitelte.

Neben der Medizin zeigte sich Dr. Weigl sehr interessiert an Literatur, zeitgenössischer
Kunst (vor allem Bilder) und an Reisen zu Ausgrabungsstätten in der
Türkei. Daneben betätigte sie sich als Hobby-Gärtnerin, erfreute sich an ihrer Rosenzucht
und der Verarbeitung von Gartenerzeugnissen.

Bis zum 72. Lebensjahr übte Ursula Weigl ihren Beruf aus. dann lockte erneut
der Süden sowie die Nähe zu Freiburg und Basel, und sie setzte den Umzug nach
Lörrach in die Tat um. Sie ließ sich zunächst in einem Reihenhaus am Salzert nieder
und wechselte Ende 1988 in die Pestalozzistraße 22 in Lörrach-Stetten. um

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