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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 112
(PDF, 26 MB)
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geben sollten. Anders als bei der fast gleichzeitig entstandenen Großmann-Villa
Ecke Feldteich-/Großmannstraße (s. u. S.131) wurde hier noch einmal mit traditionellen
Mitteln ein repräsentatives Äußeres geschaffen. Eine gewisse Verwandtschaft
mit der etwas größeren, ebenfalls in zurückhaltenden Formen der deutschen
Renaissance für die Großmanns errichteten. 1940 vom Unternehmer Hans Schöpf-
lin übernommenen Villa „Lindenhof"6' bei der Reiss-Mühle (Franz-Ehret-Straße 7)
ist nicht zu verkennen.

Das vier Jahre später errichtete Nachbarhaus Lörracher Straße Nr. 50 hat mit dem
Ideal der repräsentativen Neostilvilla bereits radikal gebrochen. Es gibt keine an
alte Stilvorbilder anknüpfenden Formen mehr: Auf das Prinzip der Symmetrie
wurde weitgehend, auf die Verwendung historistischer Formen ganz verzichtet
(Abb. 2). Statt dessen zeigen sich an den jeweils individuell gestalteten Fenstern
zur Lörracher Straße hin Anleihen beim Jugendstil - so auch bei der Schwingung
der Dachtraufe. Der Baukörper wurde in einer in jenen Jahren beliebten, auch an
der Lörracher Straße mehrmals aufgegriffenen Weise gegliedert: Ein traufständiger
Bauteil wurde mit einem leicht vorspringenden giebelständigen Teil verbunden,
der nun modernerweise nicht mehr Mittelrisalit zu sein brauchte (wie noch bei Nr.
48 und 60), sondern sich ohne Rücksicht auf Symmetrie auf einer Seite anfügte.
Diesem Grundmuster entsprechen z.B. auch die Häuser Lörracherstraße 15. 29.
66/64. Der Verzicht auf die Symmetrie war damals eine nicht zu unterschätzende
Neuerung, die ein freieres Planen ermöglichte und den Häusern ein abwechslungsreicheres
, malerisches Erscheinungsbild verlieh. Sie ergab sich aus dem damals
bei uns sehr aktuellen Ideal des gewissermaßen organischen „Bauens von innen
(vom Raumprogramm) nach außen" (zur Gliederung des Baukörpers und zur Fassadengestaltung
).

Von beiden Gebäuden setzt sich wiederum das ohnehin bescheidenere Haus Nr. 58
von 1900 deutlich ab (Abb. 3).

Hier zeigt sich ein ganz anderes architektonisches Bestreben als bei den älteren,
nüchternen Satteldachhäusern gegenüber dem ..Adler" (Nr. 19, 23, 27), bei denen
man nicht viel Geld für ..unnötigen*' architektonischen Aufwand ausgeben wollte
und sich deshalb bei der Verzierung des Baues im Wesentlichen auf einfache horizontale
Fensterverdachungen und Gesimse beschränkte. Nr. 15 kommt sogar ohne
das aus. Haus Nr. 58 dagegen will dem Bewohner mehr bieten, hat aber weder die
Ambition, eine Neostilvilla im Kleinformat zu sein, noch sympathisiert es mit dem
Jugendstil. Das Neue war das Bemühen um ..Wohnlichkeit".

Behagliches Wohnen war damals eine noch recht neue Wertvorstellung. Wer
Geld hatte, dachte (seit dem Ende der Biedermeierzeit) beim Bauen stärker an Repräsentation
, und wer sein Haus zusammensparen musste, konzentrierte sich aufs
Rein-Zweckmäßige. Haus Nr. 58 dagegen sollte auch, woran man bislang kaum
dachte, schon von außen einladend, wohnlich, auf Alemannisch „heimelig" wirken
. Also auch hier wieder das „Bauen von innen nach außen", die neue „malerische
" Unregelmäßigkeit. Unterschiedliche Fenstergrößen und -formen entsprachen
dem unterschiedlichen Charakter der Räume, ein über Eck angeordneter Erdge-

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