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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 117
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-01/0119
Von außen überzeugt die Geschlossenheit des Baues, die nicht zuletzt den großen
, weit herabgezogenen Dachflächen zu verdanken ist. Man vermutet - wenn
man den Bau von der Seite betrachtet - darunter nicht unbedingt eine dreischiffi-
ge Basilika, da nur eine schmale Fuge die Unterscheidung von Mittelschiff- und
Seitenschiffdach andeutet, was im Innern, wie erwähnt, zu einem lichtlosen Obergaden
führt. Der zeitgenössischen Freude am Malerischen huldigt der Außenbau
durch seine kontraststarke Zweifarbigkeit und. eher zurückhaltend, mit ein paar
asymmetrisch angeordneten Bauteilen (Treppentürme. Sakristei. Taufkapelle).

Nr. 33 und 35 sind 1899 errichtet worden und dienten als Werkswohnungen der
„Druckerei und Appretur". Sie schließen unmittelbar an das zurückhaltend gotisierende
katholische Pfarramt (Nr. 37) an. bilden mit diesem - was an unserem
Straßenzug eine Ausnahme ist- eine quasi städtische Straßenfront und haben nicht
den Mietskasernencharakter der herkömmlichen Laborantenhäuser. Man muss sich
vor Augen halten, dass diese Häuser, wie auch die anderen dieser Straßenseite (ab
der Einmündung der Mulsowstraße bis zum Ortsende) bis nach dem Zweiten Weltkrieg
nicht unmittelbar an der Straße standen, sondern am Gewerbekanal, welcher
der Lörracher Straße bis Lörrach folgte.

Die Neubauten Nr. 27A wurden errichtet, als man sich nach Jahrzehnten endlich
über das Dogma vom alleinseligmachenden rechten Winkel hinwegzusetzen
begann und es sich hier z.B. erlaubte, an Baikonen und Erkern - mit traditioneller
Bedachung- stumpfe Winkel zu verwenden.

Besonders beachtenswert sind die Wohnhäuser Nr. 15 (Abb. 7) und 29 (Abb. 8).
Sie entstanden in den Jahren 1905 und 1906. also wenige Jahre nach der besprochenen
Neurenaissancevilla (Nr. 48) und dem benachbarten, noch ganz den Gepflogenheiten
des späten 19. Jahrhunderts verhafteten Gasthaus zum ..Adler*' von
1899. Der heutige Betrachter übersieht meist, welche tiefgreifende Wende sich
hier wie auch bei den erwähnten Häusern Nr. 58 und 64/66 vollzogen hat.

Eherne Prinzipien: die Symmetrie, die Einhaltung von Fensterachsen, die Regelmäßigkeit
der Gestaltung und Dimensionierung der Fenster - alles bei den
genannten älteren Bauten noch gewahrt - wurden nun auf einmal aufgegeben.
Fachwerk, das als altmodisch und bäurisch galt, erschien jetzt als wichtiger
Bauschmuck. Die Gliederung der Baumasse erfolgte im Bedarfsfall nun nicht
mehr durch Mittel- und Eckrisalite - so wie wir das noch beim ehemaligen ..Hirschen
", dem Schulhaus, der Bahnhofswirtschaft oder dem früheren Postamt sehen.
Jetzt wurde freier disponiert mit einem komplexeren Grundriss. hier wieder in der
oben beim Haus Nr. 50 bereits erwähnten Weise. Architektur wie die der Häuser
15 und 29 galt damals als ..modern", berechtigterweise, wie wir sehen, auch wenn
sie nicht als Vorläufer der ..Bauhausmoderne" gelten kann. Das Streben nach Neu-
em verband sich damals noch bewusst mit dem Rückbezug auf die Tradition.

So manches von dem. was bei uns um die Jahrhundertwende, bei führenden Architekten
natürlich schon früher, aktuell war, können wir als bestimmend für die
Gestaltung der angesprochenen ..modernen" Häuser annehmen. Da war zunächst
einmal die bereits erwähnte Leitvorstellung des ..Bauens von innen nach außen".

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