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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 1.2004
Seite: 118
(PDF, 26 MB)
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Dann spielte die Landhausbewegung eine Rolle, die als Alternative zur Stilvilla
den behaglichen Landsitz ohne Stilmaskerade, aber mit ländlichen Attributen
(z. B. Fachwerk, Verschindelung) propagierte. Des Weiteren wirkten immer
wieder Ideen der Heimatstilbewegung mit, die sich bei allgemeinem Bemühen
um Schlichtheit und Sachlichkeit vom Bezug auf die vorhistoristische dörfliche
und kleinstädtische regionale Bautradition die Überwindung der repräsentationswütigen
Neostilzeit erhoffte. Der konkrete Heimatbezug fällt allerdings bei den
beiden besprochenen Häusern nicht ins Gewicht (Abb. 8). Das Fachwerk ohne
Streben ist nicht unser heimisches. Allerdings spielt das gestaffelte Drillingsfenster
im Obergeschoss von Nr. 29 eindeutig auf spätgotische Fenster unserer Heimat an.
Bodenständig ist jedenfalls auch der Krüppelwalm an dem - was auch wieder neu
war - altertümlich steilen Dach. Die Fenstergruppe im straßenseitigen Giebel wiederum
ist zusammen mit dem bogigen Fachwerk vom Jugendstil inspiriert. Auch
die Erdgeschossfenster bekamen jugendstilhafte Rundungen (Abb. 8).

Beim Haus Nr. 15 (Abb. 7) ist die Sympathie der Zeit für englische Architektur
offenkundig.81 Der flache Erker (bay window) unter einem stark vorkragenden
Giebeldreieck ist ein aus England importiertes Motiv, dem wir in dortigen
Stadtrandbereichen unzählige Male begegnen und das wir übrigens auch in der
Feldteichstraße (Nr. 8) und. originell modifiziert, in der Haagenerstraße (Nr. 6)
entdecken. Ist es Zufall, dass sich die Fenster des Erdgeschosses (ähnlich wie die
Seitenschifffenster der katholischen Kirche!) dem Tudorbogen nähern? Die Hohl-
kehlen der Fenstereinfassungen könnte man an einem Haus, das offensichtlich mit
Historismus nichts mehr zu tun haben will, als inkonsequenten Rückgriff auf Neugotik
kritisieren. Die Kehlung der Gewände hielt man damals aber verbreitet für
eine so elementare (..kantenschonende'") Zweckform, dass man sie nicht mehr mit
Stilnachahmung in Verbindung brachte.9'

Bei der Einmündung der Mulsowstraße begegnen wir erstmals altem dörflichem
Baubestand. Auch wenn Fenster und Tür längst verändert wurden, gibt sich das
giebelseitig recht breit hingelagerte Haus Nr. 13 durch die Grundproportionen des
Baukörpers und die unregelmäßige Fensterverteilung auf der Giebelseite als ein
Bau zu erkennen, der zumindest im Kern vor der verheerenden Brandschatzung
von 1676, ja vor dem 30-jährigen Krieg entstanden sein muss.101 Über den beiden
relativ niedrigen Stockwerken erhebt sich ein hohes, mäßig steiles Satteldach, des-
sen Flächen einen leichten Knick im unteren Teil aufweisen. Das möglicherweise
jüngere Fachwerk des Giebeldreiecks liegt zur Zeit unter Putz.

Dieses Haus (Abb. 9) wird wie z.B. Nr. 29 in der Römerstraße ursprünglich den
zeittypischen Rundbogeneingang mit abgefaster Sandsteinrahmung besessen haben
. Die spätgotischen Fenster mit den typischen gekehlten Fenstereinfassungen
und -pfosten wurden, wie fast überall, später ersetzt. Am Haus Lörracher Straße
Nr.10, bei dem ein Baudatum (1504) überliefert ist, sieht man diese alten Fenster
im Obergeschoss noch, allerdings wurden dort später, wie üblich, die Mittelpfosten
bis auf die Ansätze entfernt. Ein weiteres Beispiel: Nr. 27 in der Römerstraße
besitzt auf der Giebelseite noch drei Fenster mit gekehlten Gewänden, die auf

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