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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 2.2004
Seite: 93
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0095
Familienbande. Ein Brief von Müllheim nach
Kippenheim als Indikator für die Genealogie
und Verwandtschaft von Kurt Weill und Selma Stern

Uwe Schellinger

Vor einem Jahrzehnt veröffentlichten der Historiker Heiko Haumann und der
Kulturwissenschaftler Utz Jeggle in der Zeitschrift „Allmende*4 zwei programmatische
Aufsätze zur jüdischen Regionalgeschichte am Oberrhein und lieferten
damit nachhaltige Impulse für eine „Wiederannäherung" an die Geschichte des
alemannischen Land- bzw. Kleinstadtjudentums. Jeggle verband mit der von ihm
beschriebenen „Erbschaft der Dorfjuden'" hauptsächlich materielle Relikte wie
ehemalige Synagogengebäude, jüdische Friedhöfe oder vormals in jüdischem Besitz
befindliche Wohnungen und Gegenstände. Diesen Orten oder Überresten gelte
es, besondere Aufmerksamkeit zu widmen.: Wir verdanken Jeggle eine fundierte
Analyse des Umgangs mit den erhalten gebliebenen Zeugnissen jüdischer Kultur
nach 1945. wenngleich der in Anspruch genommene Begriff des „jüdischen Erbes
" kaum passend ist und Überdenkenswert erscheint.1 Heiko Haumann ergänzte
und erweiterte diese Aufgabenstellung, indem er zusätzlich die Rekonstruktion von
einzelnen Biographien und Familiengeschichten anregte. Gerade in Beschäftigung
mit individuellen Lebensschicksalen wird die Entwicklung der landjüdischen Geschichte
deutlich.4 Auch hier entwickelt sich die regionalgeschichtliche Forschung
stetig weiter. Immer noch unzureichend erforscht ist allerdings, wie diejenigen
Juden, die auf dem Hintergrund der Verbesserung ihrer rechtlichen Situation nach
1862 aus den Landgemeinden in die Städte zogen und sich dort eine neue Lebensgrundlage
aufbauten, ihre gewandelte Situation wahrnahmen und welche Bedeutung
sie dabei der zurückgelassenen Lebenswelt oder ihrer früheren „Heimat" zumaßen
.5 Innerhalb w eniger Jahrzehnte änderte sich der gesellschaftliche Standort
vieler landjüdischer Familien grundlegend. Ihren Mitgliedern und Nachkommen
eröffneten sich nunmehr andere Berufssparten, ihnen boten sich mehr gesellschaftliche
Perspektiven als ihren Vorfahren.

Zw ei Namen, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt w erden, sind
Kurt Weill (1900-1950) und Selma Stern (1890-1981). Der Komponist Kurt Weill
ist als herausragende Größe aus der modernen Musikgeschichte nicht mehr w egzudenken
/ Selma Stern gilt als die wohl wichtigste weibliche Protagonistin deutschjüdischer
Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Für beide Persönlichkeiten
kann man ihre familiären Wurzeln im Dorf Kippenheim belegen. Während es bei
dem in Dessau geborenen Kurt Weill die Familie seines Vaters, des Kantors Albert
Weill (1867-1950) ist, die aus Kippenheim stammt, kam Selma Stern als Tochter
von Julius Stein und Emilie Durlacher selbst noch in Kippenheim zur Welt. Kaum

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