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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0058
Der Storchenhandel zu Schallbach anno 1856

Gisela Sütterlin

Der folgende Text stammt von einer Tafel, die im Schallbacher Rathaus hängt.
Es ist nicht bekannt, wer ihn niedergeschrieben hat. Das Gedicht wurde in der
Dorfchronik von Böhringer mit einem interessanten Vorwort versehen:

..anno 1853 haben Schallbacher Burschen die Storchenfamilie abem Chilchturm
oben abeslänat und ins Elsiss dure verchauft"".

Im schönen Oberlande, da liegt ein guter Ort!

Laßt Freunde euch erzählen, was einst geschehen dort:

Im Dörflein, das ich meine, steht auf dem Glockenturm

Ein Storchennest schon lange, in Sonnenschein und Sturm.

Es w ohnten manchen Sommer viel schöne Störche drin.

Man sah in stillem Fluge sie öfters heimwärts zieh 'n.

Sie lebten dort in Frieden, sie taten niemand Leid,

Man ließ sie drum in Ruhe bis auf die jüngste Zeit.

Sie brachten ja den Herzen so oft den Hoffnungsschein:

Der Winter eilt von dannen! Bald, bald wird Frühling sein!

Jetzt aber zieh 'n sie nimmer ins hohe Nest hinein!

Verachtet und verlassen steht 's droben ganz allein.

Im Neste aber grünet Gesträuch und dunkles Gras

Ihr Freunde aus dem Dorfe, sagt, ist nun schöner das?

Und wer das Nest, das grüne, in jenem Dorf wird seh'n.

Fragt bald: Was ist den Störchen dort oben Leid's geschehen?

Wo sind sie hingekommen, wer trieb sie alle fort ?

Wem waren sie im Wege, an jenem hohen Ort?

Sind sie vielleicht gefallen durch eines Schützen Hand?

Nein! Man hat sie verkaufet fernhin ins Elsaßland!

Drum zieh 'n die Störche nimmer in 's hohe Nest hinein.

Drum stehets so verlassen dort droben ganz allein!

Wer Störche nun will kaufen, geh' schnell in jenen Ort

Und frag': Was gilt das Pärlein, und was das Heugras dort?

Zum Schlüsse noch ein Wörtchen: zürnt mir's ihr Leute nicht.

Daß ich vom Storchenhandel euch brachte ein Gedicht.

Sollt' einer nur sich ärgern an diesem Liedelein.

So wollt' ich selbst, es möchte gar nicht vorhanden sein!

Ich wünsch Euch Glück und Segen, und - andere Storch dazu!

Wollt Ihr kein spottend Lied mehr: So lasst sie dann in Ruh!

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