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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 65
(PDF, 26 MB)
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Bad keinerlei Risiko eingehen: es war vielmehr dem Besitzer überlassen, mit
eigenen finanziellen Mitteln, persönlicher Tatkraft und fachlicher Erfahrung das
zu erreichen, was dem Basler Arzt Dr. Passavant vorgeschwebt hat: Fischingen zu
einem berühmten Kur- und Badeort zu machen. Das eigentliche Bad wurde zwar
nicht erweitert, aber die Heilkraft des Wassers zog dennoch Jahr für Jahr viele
Kranke an. Tüchtige Badwirte brachten das Bad zu hoher Blüte. In zehn Fremdenzimmern
wurden die auswärtigen Gäste untergebracht, in einem Doktorsaal hielt
der Badarzt seine Sprechstunden ab. Neben den Speise- und Wirtschaftsräumen
gab es noch einen Tanzsaal, in dem bis in die Mitte des vorletzten Jahrhunderts
alle 14 Tage Tanzveranstaltungen stattgefunden haben. Ein vierspänniger gedeckter
Planwagen verkehrte regelmäßig zwischen Basel und Fischingen und sorgte für
Hin- und Rückreise der Basler Gäste.

Ein besonderer Einsang führte in den Kellerraum, in dem sich die Badekabinen
mit ovalen hölzernen Wannen befanden. In Bleirohren hat man das Wasser von der
Quelle in die Badekabinen geleitet. In einem besonderen Raum wurde dieses in einem
kupfernen Kessel erhitzt und in das darüber liegende Stockwerk getragen, wo
es den einzelnen Kabinen zugeführt wurde. Es ist überliefert, dass junge Fischinger
Burschen im Ansetzen von Blutegeln angelernt wurden. Wenn bei Hochbetrieb
das Wasser der Badquelle nicht ausreichte, mussten sie auch das Wasser aus einer
Wetti herbeischaffen. Die Badsäste sollen keinen Unterschied im Wasser bemerkt
haben: doch musste darauf seachtet werden, dass der Froschlaich sanz aussesiebt
war. Auch die Fischinser Frauen erkannten ihre Chance und stellten kleine Gusel-
hupfe und Strübli her. die sie neben frischem Obst und Beeren an die Badegäste
verkauften.

Im so genannten ..Rutenholz*', einem 1869/70 abgeholzten und ausgestockten
Wald zwischen Fischingen und Eimeidingen, wurden schnurgerade Wege
gehauen, auf denen die auswärtigen Gäste ausgiebige Spaziergänge unternehmen
konnten.

In Zinsberainen des Deutschen Ordens erscheint 1738 und 1739 der von Binzen
stammende Burckhardt Seckinger als erster namentlich bekannter Badwirt.
Zu denen, die durch das Bad gesund geworden sind, gehörte auch seine Ehefrau.
Unmittelbar danach wird der Metzsermeister Johann Geors Schenk aus Ebersbach

CT CT

bei Göppingen, der sich im November 1739 mit der Tochter des Waisenrichters
Klaus Gempp verheiratete, das Bad übernommen und auch ausgebaut haben. Sein
Sohn gleichen Namens, auch Metzgermeister und Gerichtsmann wie sein Vater,
führte die Badwirtschaft weiter. Nach seinem Tode 1798 heiratete die Witwe Anna
geb. Baldermann von Kirchen den ebenfalls aus Ebersbach stammenden Metzgermeister
Georg Ludwig Ankelin. der mit seiner zweiten Ehefrau Maria Barbara
geb. Riedmeier, der Tochter des Binzener Ochsenwirts, die Badwirtschaft bis 1830
weiterführte.

Unter den Familien Schenk und Ankelin befand sich die Fischinger Badanlage
noch in blühendem Zustand und hatte großen Zuspruch. 1760 heißt es in einer
Ortsbeschreibung von diesem Bad. dass es ..Sommerszeit stark besucht wird...:

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