Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 69
(PDF, 26 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0071
Wir blicken zurück auf das Jahr 1926. Der Künstler Ernst Ludwig Kirchner
schreibt diese Zeilen für die Zeitschrift Das Kunstblatt. Kirchner spricht von einer
..neuen freien Kunst", von einer Kunst, die sich losgelöst von den tiefen Wirren
des frühen 20. Jahrhunderts frei entfalten kann. Der Künstler als freier moderner
Mensch, als Teil einer nationenübergreifenden Kunstbewegung, welche sich unermüdlich
vorantreibt. Grenzen und Gesetze zu überschreiten, ist auf der immerwährenden
Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen. Kirchner schreibt sich
und allen Künstlern seiner Generation aus der Seele.

Auf ihrer zukunftsorientierten Suche hatten die Avantgardisten nämlich eines
gemeinsam: das unbändige Verlangen nach Veränderung. Die Expressionisten, die
Fauves, die Kubisten. die Futuristen, die Dadaisten und die Surrealisten: sie alle
wollten die Art verändern, wie die Realität wahrgenommen wurde. Sie wollten
die Art verändern, wie die Realität auf den Gebieten der Bildenden Künste, der
Musik, der Literatur und dem Schauspiel ihre Umsetzung fand. Die Tragödie des
1. Weltkrieges, die Unsicherheit der Nachkriegsjahre und die Unzufriedenheit
mit der politischen und wirtschaftlichen Situation beherrschten das Leben jedes
Einzelnen. Die Rolle und die Funktion des Individuums in der Gesellschaft entsprachen
nicht dem neuen Denken der Avantgardisten. Sie wollten aus den alten
Konventionen und Traditionen ausbrechen. Die Künstler schlössen sich zu Gruppen
zusammen, unterstützen sich gegenseitig oder leisteten ihrer Kreativität durch
die Kritik und die Kontraste der Konkurrenten enormen Vorschub.

Die 1905 in Dresden gegründete Avantgardistengruppe Die Brücke setzte ein
deutliches Zeichen im Hinblick auf den Bruch mit der alten Tradition der Bildenden
Künste. Ernst Ludwig Kirchner. Erich Heckel. Karl Schmidt-Rottluff. Fritz
Bleyel und später auch Emil Nolde wollten, ohne je eine Akademie besucht zu haben
, weg von der ästhetischen Malerei, weg von der naturgetreuen Abbildung der
Wirklichkeit. Alles war möglich. Die Expressionisten kehrten ihr Innerstes nach
außen. Ohne Angst vor der eigenen Phantasie wollten sie die soziale Wirklichkeit
verändern und ihre Kunst nach der Wahrheit streben lassen. Die Brücke-Maler
standen im Strom einer bewegten und bewegenden Zeit. Es gab scheinbar keine
künstlerischen Grenzen mehr. Eine Neuheit, eine Sensation folgte auf die nächste.
Doch der gemeinsame Kampf für eine neue Kunst hielt die Vereinigung nur wenige
Jahre zusammen. So ging auch der Mitbegründer Ernst Ludwig Kirchner nach
der Trennung seine eigenen künstlerischen Wege und war später nicht mehr bereit,
sich einer Gruppe anzuschließen, obwohl er. wie noch ausführlich behandelt wird,
eine enge Verbindung zur /tor-ß/a//-Künstlergruppe pflegte.

Mit der Gründung der Münchner Künstlervereinigung Der Blaue Reiter trat
der Expressionismus im Jahre 1911 in seine zweite Phase ein. Die Künstler um
Wassily Kandinsky. Franz Marc. August Macke und Paul Klee wurden in ihrem
Schaffensprozess von dem Gedanken an eine geistige Erneuerung der bestehenden
Zivilisation getragen. Die Kunst war keinem realen Zweck unterworfen,
stattdessen war sie ein sinnbildlicher Schöpfungsakt. mit dem die Seele des

69


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0071