http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0084
Die Skulptur „Liebespaar" führt den Betrachter direkt ins Zentrum von Scherers
Werk. Das Verhältnis von Mann und Frau hatte ihn schon früh beschäftigt. Zur
Erinnerung: Bereits im Jahre 1919 hatte Scherer seine persönliche Auseinandersetzung
in dem Gipsrelief „Schreitendes Paar" künstlerisch umgesetzt (Abb. 3).
Das „Liebespaar" stellt das Mann-Frau-Motiv nicht mehr auf einer ästhetischen
bzw. idealisierenden Ebene dar. Die neue Formgestaltung orientiert sich stark
an der Realität und bietet dem Betrachter die Möglichkeit, sich mit dem Paar zu
identifizieren. Scherer verdankte diese Veränderung der Auseinandersetzung mit
Kirchners plastischem Schaffen.
Abb. 10: Hennann Scherer
Liebespaar. Arvenholz,
Höhe 66 cm (1924).
Trotzdem manifestiert das „Liebespaar" von 1924 den Beginn einer Werkgruppe
, welche belegt, dass Scherer einen konsequenten künstlerischen Weg verfolgt
hatte.
Die Skulptur ist in ihrer Form und Gestaltung eigenständiger als das ebenfalls
1924 entstandene „Liebespaar". Dieses orientierte sich an einer Mann-Frau-Darstellung
von Ernst Ludwig Kirchner. Dieser hatte in den Jahren 1912/13 eine
Holzskulptur mit derselben Thematik und demselben Titel geschaffen. Scherer
kannte die Skulptur und griff mehr als zehn Jahre später darauf zurück.
82
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0084