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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 95
(PDF, 26 MB)
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Die Küche wurde einmal im Jahr von einem Handwerker geweißelt. Etwa alle
vier Wochen hat man Wäsche in einem großen Holzbottich in Henko-Wasser
eingeweicht, durchgewaschen, in Persil aufgekocht, noch mal durchgewaschen
und im Bach ausgespült. Im Obstgarten zwischen den Bäumen wurde eine Wäscheleine
gespannt und die Wäsche daran zum Trocknen aufgehängt. Im Winter
gefror die Wäsche, und sie wurde im Wohnzimmer nachgetrocknet, was immer so
frisch roch. Im Sommer stand der Bottich neben dem Bach, und zu anderen Zeiten
musste man das Wasser in die Waschküche tragen, weil es dort noch keine Wasser-
leituns sab.

Viel schwere Arbeit kam im Herbst. Es gab noch kein Plastik, alle Gefäße waren
aus Holz. Sie mussten oft gewässert, „geschwellt", werden, damit auch alles ganz
dicht war. Die Trauben wurden im Rebberg mit einem Holzstößel im Büggi gestoßen
und in ein Holzfass gekippt, dann daheim in einen Bottich geschüttet, von
dort in ein Büggi geschöpft und auf die Trotte gekippt. Die Trotte (Presse) war ein
Zementaufbau mit eichenem Holzkasten. In diesen kam die Maische - gestoßene
Trauben - und hier wurde abgepreßt. Der Saft lief in einen Holzbottich, wurde
von dort in ein Büggi gefüllt und im Keller ins Fass geschüttet. Nach einiger Zeit
wurde der junge Wein vom Bodensatz abgelassen, dann dasselbe noch einmal, bis
der Wein klar war. Was unten im Fass lag wurde zu Treberschnaps gebrannt. Dazu
hatte man einen Brennapparat und ein Brennrecht. Schnaps wurde auch gebraucht
bei Magenverstimmung oder zum Desinfizieren.

Als Kinder mussten wir jeden Sonntag in die Kirche gehen. Auch wenn wir uns
dort sehr langweilten, denn wir verstanden die Predigt noch nicht. Kindergottesdienst
gab es noch keinen.

Da vier Männer am Tisch saßen, wurden die Mahlzeiten nach diesen ausgerichtet
. Es gab viel Fleisch und auch Speck. Kartoffeln und Gemüse. Salat eher
weniger. Im Winter hauptsächlich Sauerkraut. Je öfter aufgewärmt, desto besser,
hieß es. Dem Süßigkeitsverlangen der Kinder wurde nicht Rechnung getragen.
Mutter hatte sich immer Mühe gegeben, mit wenig Geld ein gutes Essen auf den
Tisch zu bringen. Zum Trinken gab es für die Männer stets genügend Most. Wir
Kinder bekamen Kaffee. Tee oder Milch. Man hat einmal in der Woche Brot gebacken
. Ein halber Zentner Mehl wurde in eine Mulde gekippt und mit Wasser und
Hefe geknetet, was sehr anstrengend war. Der Teig musste sich wie Samt anfühlen
und gut v on den Fingern lösen. Anschließend wurde der Backofen angeheizt, etwa
20 Stück Scheitholz verbrannt und die Glut auf dem Boden liegen gelassen.
Die Leibe mussten 1 7; Stunden im Ofen bleiben, und wir hatten gutes Brot.

Wasser und Heizung
Ein besonderes Problem war für unseren abgelesenen Hof die Wasserversor-

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gung. Wir hatten keine Stalltränke, das Vieh und die Pferde mussten zum Brunnen
laufen, der mehrmals mit einer Handpumpe gefüllt wurde. Während dieser Zeit

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