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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 97
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0099
Heute habe ich Wäsche zum Trocknen aufgehängt, auf der Laube und im war-
men Badezimmer. Das war schon mal ganz anders. Man musste die schwere,
nasse Wäsche in den Obstgarten tragen, dort ein Wäscheseil um die Obstbäume
straff spannen und daran die Wäsche aufhängen. Dabei froren die Finger so stark,
dass sie schmerzten. Man hatte beim Waschen mit dem Schmutz immer auch Haut
abgerieben, was beim Wäscheaufhängen sehr schmerzhaft war. Verglichen mit früher
sind die Zustände heute paradiesisch. Die Waschmaschine ist die allergrößte
Erleichterung. Dann kommt der Elektroherd. Mit der Drehung eines Knopfes kann
man den Herd auf mehr oder weniger Hitze einstellen, was mit dem Feuerherd
nicht möglich war. Dann der elektrische Wasserkocher, mit dem man ganz schnell
eine Tasse Kaffee oder Tee zubereiten kann. Dabei habe ich den Strom erst seit
83 Jahren und kann mich aber nicht mehr an die stromlose Zeit erinnern. Die
Waschmaschine gab es erst im Laufe der 60er Jahre, den Elektroherd noch später.
Toilettenpapier war auch nicht üblich. Man schnitt Zeitungen zusammen. Irgendwo
hing ein Drahtgestell, an welches die Zeitungen gehängt wurden.

Vielleicht wegen der besseren Hygiene werden wir heute älter. Früher wurde ein
Mensch selten 80 Jahre alt. heute sind es oft 90 Jahre. Aber das Alter hat seinen
Preis. Man hört nicht mehr so gut. sieht nicht mehr so gut und kann nicht mehr
schnell laufen. Man muss auch mancherlei Arzneien einnehmen.

Nun ist ein ungewöhnlich heißer Juni mit Temperaturen über 30°C zu Ende gegangen
. Man sehnte sich nach Regen und Abkühlung, und auch die Feldfrüchte
können nicht mehr richtig ausreifen. Sogar die Schienen des ..Chanderlis" haben
sich vor Hitze verbogen. Seit die Meteorologen die Tagestemperaturen aufschreiben
, war es noch nie so heiß.

Wie hätte man auch früher, als es noch keine Maschinen gab. bei so großer Hitze
die Feldarbeit bestellen können? Heute sieht man im Feld nur noch große Traktoren
. Früher hatte man eine Hacke auf der Schulter, daran hing der ..Z'nüni" - oder
.Zobechratte". Man sah diesen oder jenen, sprach ein paar Worte und hatte viel
mehr Kontakt mit den Mitbürgern.

Ich erinnere mich als Kind, dass die jungen Mädchen am Sonntagabend in
langen Reihen spazieren gingen und dabei Volkslieder sangen. Die Straße gehörte
ihnen ganz. Das war damals schön. Trotz mehr und härterer Arbeit hat man auch
Schönes aus sich selbst gemacht. Man hat sich an dem Ansehnlichen erfreut, das
man haben konnte und das nichts kostete. Nun wird fast alle Arbeit von Maschinen
erledigt. Man weiß oft nicht mehr, wie es dem Nachbarn geht, oder wo jemand
krank liegt.

Literatur

Schülin. Fritz: Die Bärenfelser-Mühle zu Wettlingen, in: Das Markgräflerland. Band 1/2. 1978.
S. 18-19

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