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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 116
(PDF, 26 MB)
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fromm und unmilitärisch, der gemäß seinem Wahlspruch -..Mit Klugheit und
Eifer" -. seine Untertanen regierte. Eigentlich wollte er die geistliche Laufbahn
einschlagen, musste aber dann nach dem frühen Tod seines Bruders die Erbnachfolge
antreten. In seine Regierungszeit fielen die Kämpfe gegen die Türken
und die Befreiung Wiens 1683. Im Westen musste er die Expansionspolitik des
französischen Königs abwehren, mit der nach seinem Tod 1705 sowohl sein
Sohn Joseph I. als auch dessen Bruder zu kämpfen hatten. Leopold war dreimal
verheiratet, wobei die erste Ehe besonders spektakulär ist, heiratete er doch seine
Nichte, die spanische Infantin Margaretha Theresia. Schwester Karls II. Der
Tod dieses letzten spanischen Habsburgers im Jahr 1700 hatte ja zum Spanischen
Erbfolgekrieg geführt, in dessen Verlauf Neuenbürg besetzt und zerstört
wurde. Die .Stadt" selbst blieb jedoch dem Kaiser erhalten, auch wenn nur noch
die Festungsmauern standen. Deren Zerstörung hatte der ..Sonnenkönig'* nicht
für nötig befunden.

Nur sehr zögerlich begannen die Schanzarbeiten, es fehlte ständig an Geld. Am
20. April 1701 beschwerte sich Neuenburg, dass es weder Palisaden noch anderes
Baumaterial erhalten habe und daher die Festung nicht ausbauen und verstärken
könne. Vieles gehe nach Breisach, klagte die Stadt, weil der dortige Kommandant.
General Arco. solches haben wolle.5' Als Kuriosum sei erwähnt, dass sich Bürgermeister
und Stadträte 20 Jahre später genau über das Gegenteil beschwerten: „die
Demolition unserer Statt [wäre] niemahlen erfolgt, wann mann selbe in keinen De-
fensions Standt zue sezen gesuecht hette",61 d. h. wäre Neuenburg nicht befestigt
worden, hätten die Franzosen die Stadt nicht zerstört - womit sie Recht hatten,
wie wir noch sehen werden.

Als im April 1702 die Kampagne am Oberrhein begann, bemühte man sich
schleunigst, dort die Befestigungsanlagen instand zu setzen.7' Der Markgraf von
Baden ritt im Mai 1702 in dieses Gebiet, um sich u. a. von den Fortschritten bei
der Befestigung Neuenbürgs ein Bild zu machen. Wie vorhandene Pläne zeigen,
war ein Ausbau nach dem Stil einer Vaubanschen Befestigung geplant mit Bastionen
, Laufgräben und Ravelins (Außenwerke), wie er auch in Freiburg durchgeführt
wurde. Aber dazu fehlte Zeit und Geld, außerdem leistete die aus Bürgern
und Bauern bestehende Landmiliz ihre Schanzarbeit nur widerwillig. Es war
schließlich nicht ungefährlich, im Schussbereich der Franzosen zu arbeiten.

Generalleutnant Villars plante zunächst, den Rhein bei Hüningen/Friedlingen zu
überschreiten. Auf der rechten Rheinseite lagerte im Oktober 1702 der Markgraf
von Baden mit seiner Armee, die in etwa dieselbe Truppenstärke aufwies wie die
der Franzosen.8' Villars brauchte also weitere Bataillone, die ihm sein Verbündeter,
der Kurfürst von Bayern, zuführen sollte. Aber der Kurfürst kam nicht, und ohne
ihn hatte Villars keine Chance gegen den ..Türkenlouis*'. Daher suchte der französische
General nach einem anderen, leichter einzunehmenden Übergang - und
fand ihn bei Neuenbürg.9'

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