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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 121
(PDF, 26 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-01/0123
Laubanie teilte die Truppen in verschiedene Abteilungen ein. welche mit Leitern
versehen waren, um die Mauer zu übersteigen. Dies sollte nach einem bestimmten
Signal geschehen. Doch plötzlich erhielt der General die Nachricht, sein Überfall
sei verraten worden. Er erteilte daraufhin den Befehl zum Rückzug. Aus Versehen
wurde jedoch eine der Abteilungen nicht benachrichtigt. Diese bestand aus
200 Grenadieren und wurde vom Obristleutnant von Joreau kommandiert. Dieser
glaubte, das Signal übersehen zu haben, und beauftragte den Grenadierhauptmann
La Petithiere. sich der Stadt so weit als möglich zu nähern, um zu erfahren, was
dort vorginge. Der Offizier meldete, dass alles sehr still sei. Hierauf marschierte
Joreau mit seinen 200 Soldaten geradewegs auf Neuenburg zu. Er kam bis
zur Stadtmauer, ohne auf den geringsten Widerstand zu treffen. Zusammen mit
etlichen Grenadieren legte er die erste Leiter an und erstieg die Mauer. Einige
Schweizersoldaten - 300 Schweizer von der Freiburger Garnison und 50 Dragoner
waren hier stationiert - wurden gleich niedergesäbelt. Ansonsten zeigte sich kein
Widerstand. Sofort ließ er die glückliche Einnahme von Neuenbürg General von
Laubanie melden. Dieser wollte sich gerade einschiffen, marschierte aber dann
schnellstens zurück und ließ gleich eine Brücke schlagen. Nachdem er das Terrain
besichtigt und eine starke Besatzung in der Stadt gelassen hatte, benachrichtigte er
Villars von der gelungenen Einnahme.

Wir haben also zwei sehr ähnliche Schilderungen, wobei in der letzteren die
Überrumplung der Stadt auf einem Zufall beruht. Hier wird eine Mauer überstiegen
, im Bericht des Augenzeugen ein erhöht liegendes Aquädukt, das übrigens auf
dem Merian-Plan zu sehen ist und das sicher auch mit Hilfe von Leitern überwunden
werden musste. Beide Berichte schildern jedenfalls, wie leicht die .Festung"
einzunehmen war.

Die Franzosen befanden sich nun in der Stadt, die übrigen Schweizer Soldaten
flohen oder wurden niedergemacht. Einigen Neuenburgern gelang ebenfalls die
Flucht. Einer von ihnen informierte den in der Nähe vorbei reitenden Markgrafen
von Baden.15 der sofort einen Teil seiner Truppen zur Entsetzung Neuenbürgs abkommandierte
.16' Am Tag darauf griff Villars v on Hüningen aus die kaiserliche Armee
an. so dass der Markgraf umkehren und Neuenburg seinem Schicksal überlassen
musste. Auch ein späterer Befreiungsversuch scheiterte, da viel zu viel Militär
in der Stadt lag. In Neuenburg war den Franzosen ein leichter Sieg gelungen, in
der Schlacht von Friedlingen/Hüningen am 14. Oktober hatten sie dann allerdings
hart zu kämpfen, eroberten jedoch auch diesen Rheinübergang.

Die Reaktion der kaiserlich-österreichischen Regierung in Innsbruck tröstete die
Bevölkerung wenig: Es sei ..bedaurlich zue vernehmben", dass die vorderösterreichische
Stadt Neuenburg 1702 von den Franzosen eingenommen worden sei. Man hoffe
auf tatkräftigen Widerstand, damit Land und Leute ihrer Kaiserlichen Majestät ..con-
serviert" werden. Mehr zu diesem für die Neuenburger so schmerzlichen Ereignis
wusste der dem Geschehen so weit entfernte Kaiser auch nicht zu sagen.

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