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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 1.2005
Seite: 123
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ahnen, was ihnen danach bevorstand.

Aber nicht die Einnahme Neuenbürgs trug Villars den Titel ..Marschall von
Frankreich" ein, sondern die Schlacht bei Friedlingen. die er - völlig erschöpft
von dem Überfall auf Neuenbürg - am darauffolgenden Tag gegen die kaiserli-
chen Truppen austrug.

Wie funktionierte das Zusammenleben mit der französischen Besatzung? Zunächst
wurden die Einwohner aus ihren Häusern getrieben, in welchen es sich nun
die Soldaten gut gehen ließen. Ein unbeschreibliches Chaos herrschte: Gewalttätigkeiten
waren an der Tagesordnung. Frauen wurden vergewaltigt - wie die Taufe
von Soldatenkindern im Kirchenbuch zeigt -. und es fehlte an den notwendigsten
Nahrungsmitteln. Auch wenn bald nach Einnahme der Stadt ein Teil des Militärs
wieder abzog, drängten sich in den nächsten Wochen viel zu viele Menschen in
den engen Mauern, da die Franzosen Bauern hierher geholt hatten, um die Festungsbauten
schnellstens fertig zu stellen. Was dem Markgrafen von Baden nicht
gelungen war. erreichten die Franzosen noch vor Ende des Jahres. Sie hatten aus
den Fehlern ihrer Feinde gelernt!

Von nun an lebten die Neuenburger „unter gallischer - französischer - Herrschaft
" und mussten sich nach französischen Gesetzen richten, wie der Pfarrer
festhielt. Und dazu gehörte auch, dass nun nicht mehr das Erzhaus Österreich,
sondern Ludwig XIV. das Präsentationsrecht hatte, das Recht, einen Pfarrer vorzuschlagen
. Der alte Pfarrer Johann Jakob Christen der Ältere war 1703 gestorben
und sein gleichnamiger Neffe. Pfarrer Christen der Jüngere, sollte die Nachfolge
antreten. Die Franzosen protestierten: Sie seien jetzt die Herren der Stadt, ihr
König hätte jetzt das Recht, einen Pfarrer vorzuschlagen. Die Stadtoberen baten
daraufhin den französischen Kommandanten, in Straßburg ein gutes Wort für
Christen einzulegen, damit der dortige Intendant von seiner Königlichen Majestät
die Zustimmung zur Wahl Christens erhielt. Die Zusage vom l. Oktober 1703 kam
aus Fontainebleau. unterschrieben von Ludwig XIV. und seinem Kriegsminister.
Man muss es dem jungen Pfarrer hoch anrechnen, dass er das Angebot der Franzosen
abschlug, eine Pfarrstelle im Elsass zu übernehmen und stattdessen bei seinen
Pfarrkindern blieb.

Und Zuspruch konnten die Neuenburger nun wahrhaft brauchen. Der Festungsbau
erschwerte das Leben in der besetzten Stadt ganz beträchtlich durch den
Mangel an Wohnraum. Viele Häuser wurden jetzt schon abgerissen, weil sie den
Schanzbauten im Weg waren. So ist das Haus des Christoph Schnitzler auf dem
Fischmarkt zerstört worden, ebenso das von Oswald Fischer.1" Dazu noch so mancher
Garten, in dem dann auch nichts mehr geerntet werden konnte. Das Bestellen
der Felder verursachte Schwierigkeiten, lagen sie doch außerhalb der Mauern,
ebenso die Rheininseln, die ja auch bewirtschaftet wurden.

Im Jahr 1703 errichteten die Franzosen noch ein Pulvermagazin und verstärkten

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