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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 84
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0086
Fabrikschüler

Hermann Wider

Aufsätze von Schülern des Hl' Lehrer Haag über Schüler-Reisen
und Spaziergänge 1867 bis 1873

Vorbemerkung: Bei seinem Dienstantritt 1946 an der Steinener Volksschule fand
der spätere Rektor dieser Schule. Wilhelm Gamer. in einem „Haufen Schmutz und
Abfair ein unscheinbares Heft. Es enthielt fünf in bester Schönschrift geschriebene
Aufsätze von Fabrikschülern, in denen diese über ..Schüler-Reisen" zum Feldberg
(1867), zum Belchen (1868), zur Schauenburg/Baselland (1871), zum Hochblauen
(1872) und nach Arlesheim (1873) berichten. Das Heft befand sich in der
Schule und wurde von mir dem Verfasser der Ortschronik, Ernst Friedrich Bühler.
ausgehändigt. Bis vor kurzem war ich der Annahme, das Heft sei verschollen. Nun
entdeckte ich es unter Unterlagen, die ich beim Korrekturlesen der Bühlerschen
Chronik von E. F. Bühler zurückerhalten hatte. Das Heft befindet sich jetzt im Archiv
der Gemeinde Steinen.

Für Kinder, die ihrer Beschäftigung in den Fabriken wegen den Unterricht in der
staatlichen Volksschule nicht besuchen konnten, richteten im 19. Jahrhundert Fab-
rikherren Privatschulen ein, so genannte Fabrikschulen, die z.T. auch von anderen
Kindern besucht werden konnten. In Steinen hatte der aus Basel stammende Fabrikant
Oberst Wilhelm Geigy-Lichtenhahn: (t 1866). Gründer der mechanischen
Spinnerei und Weberei Steinen, schon 1852 eine solche Schule in einem Gebäude
auf seinem Firmenareal eingerichtet.

Als Belohnung für ihre Arbeit wurde den Steinener Fabrikschülern einmal im
Jahr ein Ausflug gegönnt. In der Zeit, als die Berichte der Schüler über diese „Spa-
zierreisen?" geschrieben wurden, unterrichtete der von Geigy angestellte Lehrer
Georg Jakob Haag zwischen 114 und 140 Fabrikschüler in zwei Abteilungen3.
Diese genossen einen minimalen „Arbeitsschutz". Damals durften Schulpflichtige
täglich zu nicht mehr als 12 Stunden Arbeit und Unterricht herangezogen und auch
nicht vor fünf Uhr früh und nach 9 Uhr abends in der Fabrik beschäftigt werden4.
Der Zeitplan der Fabrikschüler (hier im nahen Haagen) zeigt die Belastung der
Elf- bis Vierzehnjährigen: Von fünf bis sieben Uhr arbeiteten sie in der Fabrik,
dann gingen sie bis zehn Uhr zur Schule und bis zur einstündigen Mittagspause
wieder an die Arbeit. Erst um sechs Uhr war ihr Arbeitstag zu Ende. Einzige Erleichterung
: je eine viertelstündige Vesperpause am Vor- und Nachmittag. Eine
Verordnung von 1870 brachte eine Verbesserung: Kinder unter 12 Jahren durften
nicht mehr in Betrieben beschäftigt werden und Schulpflichtige täglich höchstens
sechs Stunden arbeiten. So konnten auch Fabrikkinder die öffentliche Schule besuchen
: die Fabrikschulen wurden überflüssig. 1875 wurde die Steinener Fabrikschule
deshalb geschlossen.

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