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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 108
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0110
obgleich in den letzten Tagen die Hitze fast unerträglich war. erwarteten wir doch
jeden Morgen, es werde uns die Ausführung einer gemeinschaftlichen Spazierreise
angekündigt werden, und dies um so mehr, als wir fast täglich hörten, wie diese
oder jene Schule eine solche unternommen habe: denn wenn man etwas gerne
thut. so ist es einem dazu nicht leicht zu warm oder zu kalt. Zudem hatten wir
schon mehrere unserer Schulreisen in der Mitte des Sommers gemacht. Wir waren
darum, wie schon angedeutet ist. im voraus vergnügt, als uns in der Schule gesagt
und befohlen wurde: „Macht euch auf den Nachmittag reisefertig!"

7. Von Hier bis Marzell
Am Freitag Nachmittag, den 26ten dieses M. standen wir. zur Fußreise gerüstet,
bei der Wohnung des Herrn Bürgermeisters Bogenschütz50 dahier. wie uns angegeben
war. Dieser erwies uns die große Freundlichkeit, uns zu begleiten. Nachdem
wir uns durch fröhlichen Gesang ermuntert hatten, traten wir unsere Reise, es
war gerade 2 Uhr. in Gottes Namen an. Wir bildeten einen langen Zug. voran die
Knaben mit etlichen Fahnen, dann die Mädchen. Wegen des Straßenstaubs theilte
sich der Zug auf Anordnung des Bürgermeisters rechts und links, so daß wir an
den beiden Rändern des Weges gingen, wodurch das Stäuben gemindert wurde.
Durch das Thälchen des Steinen- und Klosterbaches wandernd hatten wir das
Kloster Weitenau"' bald erreicht. Es besteht aus einer Kirche, einem Pfarrhause u.
einer Mühle u. bildete ehedem eine Abtheiluns des Benediktinerklosters St. Bla-
sien. Hier machten wir Halt, u. sangen einen Choral, sowie ein anderes Lied. Der
dasige Herr Pfarrer u. sein Herr Vikar waren so freundlich, zu uns zu kommen, u.
unseren Sangesgruß zu erwidern. Nach wenigen Minuten ging es munter weiter.
Am Waldessaum flog eine Weihe auf und ließ ihren wehmüthigen Ruf hören. Wo
das Thälchen breiter wird, liegt Schlächtenhaus. rechts oben Hofen u. in der Mitte
der beiden Orte das gemeinsame Schulhaus. Nun führte der Weg bergan. Brennend
heiß schien die Sonne, so daß man fast den Ausbruch eines Gewitters befürchten
mußte. Einer unserer Mitschüler war schon so ermattet, daß ihm die Rückkehr
angeraten wurde. Allein davon wollte derselbe Nichts wissen: u. wirklich erholte
er sich auch über Vermuthen rasch, daß er fortan lebhaft mitmarschierte. In Endenburg
lagerten wir uns im Schatten bei dem Gasthause zum Pflug, um uns durch einen
Trunk frischen Wassers u. durch den Genuß mitgenommener Speisen zu stärken
. Als wir aufbrachen und weiter reisten, war die Schwüle der Luft schon etwas
weniger drückend. Wir wandten uns links, d.h. westlich u. kamen nach wenigen
Minuten in einen schönen schattigen Buchenwald. Ach, wie wohl tat uns dessen
Kühle! Die Buchen waren an 80 - 100 Fuß hoch. Dort waren so viele Heidelbeer-
sträucher, daß sie einem dichten Buchswäldchen glichen. Mit Lust pflückten und
aßen wir deren reife Beeren. Nachher brachten wir dem Lehrer einiee Pflanzen,
wie zum B. die Malve. Eberwurz. Weiter kamen wir durch Lütschenbach. wo ein
Mann uns Kirschen von einem Baume zuwarf. Vorher hatten wir am Waldesrande
den Rhein wie ein Silberband dahinziehen sehen, gerade über die Ruine Sausenburg
. Es begegneten uns zwei Frauen, welche Heidelbeeren hatten, etliche von

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