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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 52
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zulasse als Seelsorger für die dortigen „infirmantes haeretici" (die
kranken Ketzer). — Ende August 1630 durfte Gaisser wieder sein
geliebtes Rippoldsau besuchen. Aber Erfreuliches kann er zunächst
nicht von dort melden über sein Befinden. Er klagt über „debilitas
capitis" (Schwäche im Kopf). Am 12. August verzeichnet er 4 Stunden
im Bade, am 17.: 2 Stunden. (Ursache des Übelbefindens?). Als
nebenhergehenden Zeitvertreib vermerkt Gaisser für ersteren Tag:
Kartenspielen, wobei ihm die Partner 10 Kreuzer abnehmen, für
letzteren Tag den Besuch von 6 Gästen, die bei ihm „coenant et
haustum diutius protahunt" (tafeln und das Zechen allzulange ausdehnen
) „donec 12 mensurae exhauriantur" (bis 12 Maß geleert sind —
also auf die Person 2 volle Maß [= c. 3 Ltr.] — wohl etwas reichlich
, zumal für den kopfweh-anfälligen Abt! — überhaupt scheint
in diesem Sommer ein lebhafter Badebetrieb in Rippoldsau
wie in Griesbach geherrscht zu haben, wie aus folgenden Einträgen
zu schließen: vom 20. und 21. August: anwesend die Edeln
von Reischach und von Landenberg, zugleich der Arzt aus Freudenstadt
(als Badearzt), „haustus" und „balneum" (Trinken und Baden)
wechseln lustig ab. Gaisser fühlt sich an den folgenden Tagen matt
und mißstimmt („melancholicus"), weshalb er mit Baden aussetzt, um
es aber alsbald wieder aufzunehmen. Am 24. August vermerkt er:
Vor Mattigkeit beinahe umgefallen; gebadet vor dem prandium
VA Stunden, nach demselben von 2—3 Uhr. Am 25. August: Die
Nachtruhe wird empfindlich gestört durch Tanzen, Zechen, Schlemmen
, Spielen, so daß man kaum ein Auge schließen kann: „potatur,
estur. luditur, ducunter choreae" (letzteres wohl nach französischer
Art, Francaise?) —• All das mutet an, als ob man sich nochmals
recht austoben wollte, wie in einer Ahnung, daß der Schwede dieser
Herrlichkeit in Kürze ein Ende bereiten werde.

Demgegenüber muß man Nachrichten für die Ortenau über den
Krieg in dieser Periode fast mit der Lupe suchen: Wenn wir Ende
März und Anfang April 1627 lesen: „es ziehen bayrische und österreichische
Soldaten durch das Kinzigtal zur Musterung nach Baden"
und „Teuerung und Lebensmittelschwierigkeiten wegen dieses
Durchzuges", so ist dieses so ziemlich alles, was über Krieg verlautet
, und dies wenige, wie harmlos gegenüber dem, was folgen sollte!

Zunächst fehlt bei Gaisser der Jahrgang 16 3 1 gänzlich, auch
von 1632 der Anfang. — Es ist die Ruhe vor dem Schwedensturm!

Für Ende April 1 6 3 2, in welchem Jahre sich der Umschwung
zugunsten der Feinde des Kaisers langsam anbahnt (Gustav Adolf

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