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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 64
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0064
Der durch den großen Sieg der Kaiserlichen über Bernhard von
Weimar und Horn bei Nördlingen Sommer 1634 herbeigeführte Umschwung
der Kriegslage kommt in den sichtlich erleichterten Verlautbarungen
Gaissers für Herbst 1634 und die nächstfolgenden Jahre
zum Ausdruck. So kann er frohgestimmt von ungehindertem Besuche
des „Heidnischen Steins" bei Triberg (1635) und des Rippoldsauer
Bades mit größeren Ausflügen (1636. 1637) berichten, wenn auch
neben der Feststellung der Erleichterungen als Wermutstropfen gewisse
Bedrückungen der Bevölkerung, selbst durch die Kaiserlichen,
zu melden sind. Aber der erneute Umschwung in den Verhältnissen
zugunsten der Schweden gibt sich bereits im Herbst 1637 zu erkennen
in dem Zustrom von Flüchtlingen nach Villingen aus der Rheinebene
infolge des neuerlichen Vordringens Bernhards von Weimar
vom Elsaß aus in die obere Ortenau (seine glücklichen Gefechte bei
Mahlberg und bei Ettenheim), besonders aber seit 1638, als Folge seiner
Siege bei Rheinfelden und Wittenweiler (bei Lahr), durch die die alsbald
folgende Eroberung der wichtigsten oberrheinischen Festungen
Freiburg und Breisach durch den Weimaraner angebahnt wird.

Auch die nach Bernhards von Weimar Tod (1639) sich alsbald
geltend machende Verzettelung der kriegerischen Unternehmungen
mit stetigem Schwanken des militärischen Ubergewichts
spiegelt sich ausdrucksvoll in den Aufzeichnungen Gaissers für den
Rest der Kriegsjahre wider. Es ist der Leidensgang „voll Blut und
Tränen", den mit dem ganzen deutschen Volke die oberdeutsche, und
hier besonders die Ortenauer Bevölkerung, zu gehen hatte, der uns
hier, in teilweise herzerschütternden Augenzeugenberichten, entgegentritt
, in Berichten von dem willkürlichen Soldatenregiment der
Führer niederen Ranges (eines Schaffelitzki, eines Kanoffski auf
schwedischer, eines von der Leven, eines Wolf, eines Äscher auf
der kaiserlichen Seite) und von den erbarmungslosen Gegenschlägen
der sich in verzweifelter Selbsthilfe gegen ihre Schinder aufbäumenden
Bauernbevölkerung (vergl. den „Leutnant von Hasle"). Dem
„großen Soldatenvater" Wallenstein haben es die Kleinen abgesehen
, wie man „Soldaten" halten kann, ohne sie zu „besolden", und
wie der „Krieg sich durch den Krieg ernähren" läßt. Zwar kann man
sich auch jetzt noch in Rippoldsau, in Griesbach und anderwärts den
Genüssen des Badelebens hingeben, und auch Wein kann aus der
Ortenau noch beigeführt werden, aber all dies geschieht unter steigender
Unsicherheit von Weg und Steg, und der Druck der bereits
den verhaßten Frieden witternden Berufs- und Gewohnheitskrieger

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