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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 156
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I

turalistischen Holzstamm den Kruzifixus mit flatterndem Lendentuch. Die Reliefarbeiten
in den Vierpässen zeigen die Evangelistensymbole, die von krausem
Blattwerk umrahmt sind. In dem achteckigen, mit Astwerk verzierten Knauf sind
die Jahreszahl 1515 und das Offenburger Zeichen eingestochen. Im Mittelrund und
in den Vierpässen der Rückseite sind Amethysten und geschliffene Rheinkiesel eingelegt
und mit Rankenwerk verziert. Die einzigartigen Gravierungen am Stamm
stellen die verkleinerte Kopie von Dürers Kupferstich „Maria mit dem langen
Haar und Stirnband" und Rankenwerk dar, in dem Engel musizieren und Kronen
darbringen. —

Fürwahr! In dieser Kirche hat das Offenburger Bürgertum das Beste urfd
Größte gegeben, was es dem Ewigen zur Ehre darzubringen vermochte.

Um die Kirche herum lag der Friedhof. Auf diesem stand eine Kapelle, die
dem hl. Michael, dem Seelenführer der Verstorbenen, dem hl. Theobald, der
hl. Katharina und den 10 000 Märtyrern geweiht war.

Die Filialkirchen

In dieser Zeit entstanden auch einzelne Filialkirchen; denn die Pfarrkinder
der Umgebung sehnten sich nach einem eigenen Gotteshaus. In Elgersweier
scheint schon im 14. Jahrhundert eine St. Markuskapelle gestanden zu haben.
Gegen Ende dieses Jahrhunderts erhob sich im anmutigen Tälchen von Zell-
Weierbach die Kapelle „Zu unserer lieben Frau", die 1396 von Bischof Wilhelm
v. Diest konsekriert wurde. In der Mitte des 15. Jahrhunderts bauten die
Bohlsbacher ihr Laurentiuskirchlein. Und 1497 erhielten die Ortenberg
e r am Bühlweg in Käfersberg eine Kapelle, die der Muttergottes und dem
hl. Bartholomäus geweiht wurde. Aber die Errichtung dieser Kapellen beeinflußte
in keiner Weise die Befugnisse und Gerechtsame des Offenburger Kirchherrn. Die
Gemeinden dieser Filialkirchen gehörten nach wie vor zum Offenburger Pfarrverband.

•. Volkslrömmigkeit

Die Stiftung des St. Andreas-Hospitals und der Neubau der Pfarrkirche haben
schon die gemeinschaftsbildende Kraft der Religion gezeigt. Das Auge des mittelalterlichen
Menschen war auf den Himmel gerichtet. Mittelpunkt der Betrachtungen
waren Gott und das Jenseits. Das Leben auf dieser Welt wurde nur gewertet
als Vorbereitung für das Jenseits. Die Religion war das Klima, in dem
der Mensch atmete und lebte. Alle Handlungen wurden in Beziehung zum
Glauben gebracht. Infolgedessen war die Kirche die führende Macht der Zeit,
die selbstverständliche Hüterin, Leiterin, ja Bildnerin des gesamten öffentlichen
und privaten Lebens.

Dazu kommt, daß dem Menschen des Mittelalters der Gedanke des Todes
viel vertrauter war als uns. Denken wir nur an die Pest, die größte und verheerendste
Seuche, die die Geschichte des Abendlandes kennt. Ihr Zug vom
Mittelmeer an den Rhein ließ Totenhäuser und überfüllte Kirchhöfe hinter sich.
Hauptsächlich in den Jahren 1349, 1358, 1363 und 1381 hat der schwarze Tod
in unserer Gegend gewütet. In Straß bürg soll er allein 16 000 dahingerafft

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