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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 158
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mehrung der geistlichen Gnaden, das dem Empfinden des modernen Menschen
fernliegt. Bei den mannigfaltigen Erscheinungen dieser Volksfrömmigkeit nehmen
Leichtgläubigkeit und Aberglaube oft bedenkliche Formen an. Ein Beweis dafür
ist der übertriebene Reliquienkult.

Im Mittelpunkt des Glaubens stand der Gottmensch Jesus Christus. Seine
Verehrung drang immer tiefer in das Herz des Einzelnen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts
wurde die hl. Eucharistie Gegenstand großer Verehrung. 1315 führte
Bischof Johann von Dürkheim, der die Satzungen des St. Andreas-Hospital genehmigt
hat, in seiner Diözese das Fronleichnamsfest ein. Und um die Mitte
des H.Jahrhunderts wurde die feierliche Fronleichnamsprozession ins Leben
gerufen. Damals entstanden die Monstranzen, in denen man die hl. Hostie, die
bisher nur in verschlossenen Gefäßen aufbewahrt worden war, allen sichtbar
zeigte. In den Kirchen stiftete man prächtige Sakramentshäuschen zur Aufbewahrung
des allerheiligsten Sakraments. Ohne Zweifel war auch die Offenburger Pfarrkirche
mit einem solchen Sakramentshäuschen geschmückt.

Die Meßplründen

Mittelpunkt der katholischen Liturgie ist die Messe. Daß das mittelalterliche
Volk die Messe besonders schätzte, beweisen die immer zahlreicher werdenden
Stiftungen von Meßpfründen in den Pfarrkirchen und Kapellen, für welche
eigene Priester zur täglichen Zelebration der Messe nach der Meinung der
Stifter angestellt wurden. Solche Stiftungen erwuchsen aus den sogenannten
Anniversarien oder Seelgerätstiftungen, d. h. der Stiftung einer ewigen Messe
für verstorbene Angehörige am Jahrestag des Todes. Diese Totengedächtnismessen
wurden in den Seelbüchern sorgfältig eingetragen und häuften sich im Lauf
der Zeit ungemein an. So kam neben den Seelsorgern im Laufe des 14. Jahrhunderts
eine neue Klasse von Geistlichen auf, die Meßpfründner. Diese
verrichteten keine seelsorgerlichen Dienste und lebten nur von den Meßstiftungen
, die von frommen Laien errichtet wurden und mit bestimmten Altären
verbunden waren. Deshalb nannte man solche Geistliche auch Altaristen.
Oft gehörten sie dem Handwerkerstande an, für dessen Söhne diese Nebenpfründen
ein angenehmes Versorgungsmittel waren. Begüterte Familien stifteten
solche Kaplaneien eigens für ihre Söhne und Neffen. Die wirtschaftliche Lage
dieser Altaristen. die an Domkirchen bisweilen nach Hunderten zählten, war im
allgemeinen nicht glänzend. Der Ertrag der Pfründen war oft niedrig. Mit
der täglichen Messe war das Tagewerk der meisten Pfründner erledigt. Wenn sie
kein ausreichendes Privatvermögen besaßen, konnten sie kein standesgemäßes
Leben führen und bildeten eine Art klerikales Proletariat, das für die Kirche
da und dort eine schwere Belastung bedeutete. Sehr oft aber bezogen die
Altaristen neben ihren Pfründen Einkünfte aus Erbgütern. Kenntnisse brauchten
sie nicht in dem Maße wie die Leutpriester. Etwas Kirchenlatein, um sich im
Missale und Brevier zurecht zu finden, genügte im allgemeinen.

Solche Meßpfründen oder Kaplaneien, die für die Kirche des 14. und 15. Jahrhunderts
eine besonders charakteristische Erscheinung waren, gab es auch in
der Offenburger Pfarrei. Sie entstanden zwischen 1350 und 1450. Persönlichkeiten
des geistlichen und weltlichen Standes, darunter Mitglieder des Magistrats
, statteten die Altäre der Stadtkirche, der St. Andreaskapelle und der Gutleut-

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