Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 15
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unmittelbaren Vorbereitung seiner schriftstellerischen Produktion
dient: Es waren die zweieinhalb Jahre, wo er als Burgvogt auf
der U 11 e n b u r g , eigentlich Ulmenburg, bei Ulm wirkte, vom
Herbst 1662 bis zum Frühjahr 1665. Die Ullenburg gehörte dem angesehenen
Straßburger Arzt Dr. Küffer, der das im Krieg zerstörte
Schloß als Sommersitz hatte wieder aufbauen lassen. Er besaß eine
bedeutende Bibliothek und stand in nahen Beziehungen zu einem
Straßburger literarischen Kreis, der seit 1633 dort bestehenden
„Aufrichtigen Tannengesellschaft", der patriotischsten der Sprachgesellschaften
jener Zeit. Das bot dem nunmehr über vierzigjährigen
Grimmelshausen eine doppelte Gelegenheit, seinen noch immer
regen Bildungsdrang zu befriedigen. Einmal ermöglichten es ihm
die Bücher, die er sich ja nicht selber anschaffen konnte. Vor allem
wird er hier die Geschichtswerke über den großen Krieg studiert
haben, den dritten Band des „Theatrum Europaeum" und den „Teut-
schen Florus". Während dieser Lektüre entstand oder festigte sich
der Plan, unter Verwertung eigener Erlebnisse einen großen, in
der Zeit des Krieges spielenden Roman in Angriff zu nehmen. Den
genannten Werken entnahm er die Tatsachen, die in das Leben
seines Helden hineinspielen und zu denen er es in Beziehung setzte.
Die Vorliebe für Bücher ist übrigens auch ein Wesenszug des Sim-
plicius, der solche besonders durch Pfarrer erhält. Ohne Frage
besaß Küffer auch die Werke des großen elsässischen Satirikers
Johann Michael Moscherosch, der etwa zwanzig Jahre vor Grimmelshausen
im nahen Willstätt geboren und erst vor kurzem von
Straßburg weggezogen war. Dessen gelehrt überladene, aber anschauliche
Gemälde verschiedener Zeitgebrechen, z. B. des wüsten
Soldatenlebens, haben auf Grimmelshausen stark gewirkt. So ist
z. B. im ersten Buch des „Simplicissimus" der allegorische Traum
über die Stände, die sich auf dem Bauernstand aufbauen, von Moscherosch
beeinflußt.

Aber auch in persönliche Beziehungen zu literarischen Persönlichkeiten
des damaligen Straßburg wird Grimmelshausen durch Dr.
Küffer gekommen sein. Eine besonders merkwürdige Erscheinung
dieses Kreises, worauf kürzlich wieder Professor Schölte in einem
Aufsatz in der Universitas aufmerksam gemacht hat, war der humanistisch
gebildete, wohl etwas überhebliche Jesaias Rompier von
Löwenhalt, der sich Wahrmund von der Tannen nannte. Schölte
nimmt an, dieser habe den Autodidakten Grimmelshausen nicht für

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