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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 166
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0166
Buchbesprechung

Im Jahrbuch der „Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte" 1947 (S. 118—■
126) hat Fr. Kuhn einen Aufsatz „Die Walchenorte Oberbaden s" veröffentlicht
, der die Welschenfrage von einem anderen Standpunkt aus anpackt
und zu einer unerwarteten Lösung kommt. Seine Ausführungen sind zumindest
beachtenswert und als neue Anregung zu begrüßen. Einer genaueren Prüfung —
im Bereich der Ortenau — halten sie aber nicht stand. Im Folgenden sollen nun
die von Kuhn angeführten Argumente für das Gebiet Mittelbadens einer näheren
Untersuchung unterzogen werden. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Welschenorte
Zwangsansiedlungen stammesfremder Elemente seien, und legt diesen Umsiedlungsvorgang
in die Karolingerzeit.

Nach ihm „sprechen" die für die Besiedelung ungünstige Landesnatur der
Ortenau, das Aussetzen der Steppenheide in unserem Gebiet und die Ortsnamen
auf bach, ach, hofen „eindeutig dafür, daß das .. . Gebiet erst in der alamannischen
Ausbauzeit besiedelt wurde". Die Weilerorte und die Welschenorte, so meint er,
können siedlungsgeschichtlich nicht voneinander getrennt werden. Er stellt fest:
„Es ist heute kein Zweifel, daß die Weilerorte in die Ausbauzeit gehören, auch
die Walchenorte müssen jetzt dazu gerechnet werden." Ferner fehlten Siedlungsspuren
aus alam.-frk. Zeit mit Ausnahme von Offenburg vollkommen. Die
Ortenau sei eine siedlungsfeindliche Grenzzone zwischen fränkischem und alaman-
nischem Gebiet gewesen. Als weitere Stütze seiner These führt er an: „Es ist
eine innere Unwahrscheinlichkeit, daß sich hier Splitter von fremdstämmigen
Bewohnern in geschlossenen Siedelungen bis in die alamannische Ausbauzeit im
8. Jahrhundert, ja bis in die Zeit, da die Mönchslisten entstanden sind, . ..
gehalten hätten ..."

Kuhn sieht in den Gallo-Römern Hörige, die „in den Höfen und Weilern der
germanischen Herren" lebten. Nach Kuhn entstanden also im Alamannenland die
Walchenorte erst im 8. Jahrhundert. Die geringen Reste der Gallo-Römer, die
übrig blieben, hätten sich mit den Hörigen verschmolzen. Der archäologische
Niederschlag dieser Hörigen erscheint „in den beigabearmen Gräbern der Reihenfriedhöfe
". Die Zwangssiedler sollen nun aus Westfrankreich zu uns gekommen
sein, als zuverlässige Elemente der Franken für die Auseinandersetzung zwischen
diesen und den alamannischen Großen. Alles ist begründet auf die Tatsache, daß
in Nußbach im Renchtal und S a s b a c h bei Achern Reichsbesitz war und
auch der elsässische Graf Ruthard Grundbesitzer in der Ortenau war.
Im Kinzigtal sollten die westfränkischen Welschen die alte Römerstraße schützen.
Im Rench- und Achertal wäre der Weinbau der Grund ihrer Ansiedlung gewesen.
Auf seine Vermutungen hinsichtlich der Windennamen in der Ortenau und Sas-
bach als Sachsen- und Friesenheim als Friesensiedlung ist nicht nötig näher einzugehen
, da diese Vorstellungen als erledigt gelten können. Die Argumente
Kuhns sind nun einzeln auf ihre Richtigkeit zu prüfen.

1. Seit dem Aufsatz von Michael Walter in „Die Ortenau" von 1929 taucht
immer wieder die Behauptung auf, daß die Ortenau für die Besiedelung ungünstige
natürliche Bedingungen aufweise.1) Dies ist nur zum Teil richtig. Die viel-

1) Dies gilt nur für die prähist. Zeit.

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